Mitarbeiterhobby: Auf Froschjagd in den Regenwald

Man kann seinen Urlaub am Meer verbringen; sich an den Strand legen und ansonsten shoppen, schlafen, lesen, feiern. Ulrich Schmidt macht das eher nicht. Stattdessen verbringt der Diplom-Ingenieur seinen Jahresurlaub gern mal im Dschungel: wissenschaftliche Feldforschung. Spezialgebiet Pfeilgiftfrösche.
„Rot kann eine prima Tarnfarbe sein“, sagt Ulrich Schmidt und amüsiert sich über das etwas ungläubige Staunen seines Gegenübers. Dann erklärt er: Lange hätten sich seine Freunde und Kollegen von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) darüber gewundert, dass auch giftige Frösche in Lateinamerika unauffällig gefärbt sind und genauso erfolgreich wie ihre leuchtend rot, gelb oder blau gefärbten Artgenossen.

Aufwendig und teuer
Die gängige Erklärung für derlei Schrullen der Evolution: Das sind Warnfarben. „Tarnfarben trifft‘s eher“, sagt Schmidt – weil zwar das menschliche Auge den Kontrast zwischen grünem Blatt und rotem Frosch deutlich wahrnehme, die Sinnesorgane vieler Fressfeinde jedoch gänzlich anders funktionierten: „Die sehen ein anderes Farbspektrum als wir“ – und übersehen darum den bunten Frosch, wenn der auf grünem Blattwerk sitzt.
Mit solchen Erkenntnissen erweitern „Citizen Scientists“(Bürgerwissenschaftler) wie Schmidt das zoologische Wissen. Auch in anderen Forschungszweigen sind diese Privatgelehrten – die wissenschaftlich arbeiten, ohne das jeweilige Fach studiert zu haben – inzwischen wertvolle Unterstützer universitärer Forschung: „Gerade unsere Disziplin ist dringend auf Citizen Scientists angewiesen“, sagt Zoologie-Professor Dr. Wolfgang Böhme, einer der führenden deutschen Herpetologen.

Der Grund ist simpel: Feldforschung ist aufwendig und teuer und deutsche Universitäten haben kein Geld. „Hobby“-Forscher arbeiten ehrenamtlich, finanzieren ihre oft aufwendigen Expeditionen selbst und gehen dabei nicht weniger gewissenhaft vor als ihre akademischen Kollegen. Denn viele sind wissenschaftliches Arbeiten gewohnt, haben – wie Schmidt – selbst studiert; nur eben ein anderes Fach. Auch Ulrich Schmidt, der bereits als Jugendlicher von Amphibien fasziniert war – immerhin seien sie die „Schnittstelle zwischen dem Leben im Wasser und dem Leben an Land.“

„Im Terrarium werden sie harmlos“
Dass er dennoch nicht Biologie studiert habe, sondern Ingenieurwesen; zunächst in unserem Haus gearbeitet, jetzt bei der RNG? „Für Biologen gab es damals keine besonders guten Berufsaussichten.“ Darum sei er letztlich beides geworden: Ingenieur am Arbeitsplatz – und Biologe in der Freizeit und mit dieser Aufteilung sehr glücklich.
Manchmal allerdings ist Fachwissen lästig: Wenn im Krimi der Täter mit Froschgift aus dem heimischen Terrarium mordet. Zum Beispiel. Denn das funktioniert nicht: „Ihr Gift synthetisieren Pfeilgiftfrösche aus bestimmten Insekten. Im Terrarium werden sie harmlos.“

Dieser Beitrag stammt von unserem Kollegen Lutz-Peter Eisenhut. Bei Fragen oder Anregungen könnt ihr ihn unter lp.eisenhut@rheinenergie.com erreichen.