Treffpunkt Solar: Neue Produkte binnen acht Wochen
Wie können wir bei der Entwicklung neuer profitabler Produkte und Dienstleistungen noch schneller werden? Dieser Fragestellung haben sich Veit Lorenz (SU) und Sebastian Bock (MCP) vergangenes Jahr ab Oktober gemeinsam gewidmet. Denn unser Geschäft ist derzeit extremen Preisschwankungen ausgesetzt. Schnelles Handeln ist daher auch bei der Produktentwicklung eine Kernkompetenz. In wenigen Wochen sollte die Unternehmensentwicklung zukunftsfähige Produkte für für Privat- und Gewerbekunden im Bereich der Energiedienstleistungen (EDL) entwickeln. Die Herangehensweise im Projekt war ein gruppeninternes Format von „Chef deiner eigenen Idee“. In einem gemeinsamen Interview berichten die beiden von ihren Erfahrungen.
Was war das Ziel von SU, mal einen ganz anderen Ansatz für die Entwicklung neuer Produkte für die RheinEnergie zu testen?
Veit Lorenz: Als Unternehmensentwicklung möchten wir in Teilen kerngeschäftsfern, vor allem aber kerngeschäftsnah neue Geschäftspotenziale heben. Dafür brauchen wir eine neue und intensivere Form der Zusammenarbeit mit den Marktbereichen bzw. Kerngeschäft. Die Adaption des CDEI-Formats als Innovations-Challenge für SU war dafür ein Testballon. Die Methoden und Instrumente sind dabei jedoch nicht neu, sondern unser klassisches „Handwerkzeug“.
Wie waren die Vorgaben, nach denen SU die Produkte entwickelt hat?
Sebastian Bock: Zunächst muss ich sagen, dass meine Vorgaben ziemlich ambitioniert waren: Das SU-Team sollte EDL-Produkte für Privatkunden entwickeln, von denen wir mindestens 100 Stück pro Jahr verkaufen können. Außerdem sollten die Modelle innerhalb in von ein bis zwei Jahren wirtschaftlich und ohne Mitarbeiterzuwachs sowie möglichst digital umsetzbar sein.
Wie seid ihr dann vorgegangen?
Veit Lorenz: Wir haben uns acht Wochen Zeit genommen und uns in fünf Zweierteams aufgeteilt. Diese Teams haben dann eigenständig Ideen erzeugt, diese am Kunden getestet und die Erkenntnisse wiederum in die weitere Produktentwicklung einfließen lassen. Die dabei verwendeten Methoden und Instrumente werden teilweise auch bei „Chef deiner eigenen Idee“ vermittelt.
Wie sehen die Ergebnisse aus?
Lorenz: Jedes Team hat es in der kurzen Zeit geschafft, ein Produkt zu konzipieren. Der Reifegrad reichte dabei vom Konzept bis zum fertigen Produkt. Besonders weit entwickelt waren drei Lösungen: SolarFair, eine Lösung zur Direktvermarktung von PV-Kleinanlagen in Zusammenarbeit mit Lumenaza, ein Produkt für eine Balkon-PV-Anlage und „SolarClean“, eine Dienstleistung zur Reinigung von PV-Anlagen. Da vermitteln wir zwar nur einen Dienstleister, aber so können wir ohne Risiko ein bisschen Gewinn machen.
Aber viel verdienen können wir damit doch eher nicht, oder?
Bock: Richtig, wir verdienen nur an der Vermittlung. Andererseits haben wir auch nur minimalen Aufwand. Das Team hat das Produkt mitten im Winter bereits an echten Kunden getestet und hatte Erfolg. Da der Bedarf offenbar besteht, warum sollten wir es dann nicht ausprobieren?
Wie viele Anmeldungen gibt es schon?
Lorenz: Im Rahmen des Tests gab es drei Buchungen, aber derzeit sind wir noch in der Pilotphase. MCP wird das Produkt sieben Monate live am Markt testen. Und wenn es läuft, wird es ein dauerhaftes Produkt.
Wie teuer ist denn eine PV-Reinigung?
Bock: Das verhandeln wir gerade noch mit dem Dienstleister. 200-400€ wird so eine Reinigung aber kosten.
Das ist ganz schön teuer… Wie funktioniert denn das Produkt „Balkon-PV“?
Lorenz: Dabei geht es um ein bis zwei Solarmodule für Mieter mit Balkon. Die Leistung liegt je Modul bei ca. 370 Watt, also 750 Watt für eine Doppelanlage. Aufgrund der Leitplanken von Sebastian hatte das Team die Idee, dass wir mit bestehenden internen Kräften, sprich Elektrikern, aus PT Balkon-PV-Anlagen montieren könnten. Eine auch deswegen charmante Lösung, weil es am Markt an Kapazitäten fehlt. Und: Mit dem reinen Weiterverkauf der Hardware wären wir insbesondere gegenüber den Online-Angeboten nicht konkurrenzfähig.
Müssen diese Anlagen denn professionell angeschlossen werden?
Bock: Viele Anlagen werden in der Tat einfach in die Steckdose gesteckt. Es ist jedoch so, dass die Anlagen laut DIN VDE Norm eigentlich mit einem Wieland-Stecker oder über eine feste Verkabelung installiert werden müssen. Hierauf verweist auch die RNG. Eine solche Steckdose hat nur keiner zu Hause. Die Nachrüstung sollte nur ein Elektriker machen. Und die These ist, dass es vielen Kunden auch lieber ist, den Anschluss einem Fachmann zu überlassen.
Lorenz: Und genau diese These werden wir in einer Pilotphase am Kunden prüfen. Genauso, wie die Einkaufskonditionen und die tatsächliche Umsetzung mit den Kollegen von PT. Wir haben zunächst fünf konkrete Kundenanfragen, die wir abarbeiten und analysieren werden. Danach entscheidet Sebastian, ob und wie es weitergeht.
Wie zufrieden sind Sie mit der Zusammenarbeit?
Bock: Es hat Spaß gemacht. Was mich letztendlich so begeistert hat, war, dass das Team die Produkte vollkommen selbstständig gesucht und entwickelt hat. Das ist natürlich sehr angenehm, wenn man neue Sachen ausprobieren möchte. Sicher kann die neue Herangehensweise auch in anderen Fachbereichen zur schnellen Weiterentwicklung von Dienstleistungen und Produkten genutzt werden.