Nachhaltig leben
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Wassermangel bei Hitzewelle?

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Herr Dr. Schmidt, sie befassen sich seit Langem mit den Erkenntnissen aus der Klimafolgenforschung. Müssen wir uns wegen der häufigen Hitzewellen Sorgen machen?

Es ist richtig, dass in den letzten Jahren vielerorts die Grundwasserstände gesunken sind. Nordrhein-Westfalen ist davon allerdings weniger stark betroffen als beispielsweise Bayern oder Brandenburg, das schon heute eine sogenannte negative klimatische Wasserbilanz aufweist. Insgesamt ist bei uns in Köln der Wasserverbrauch seit den 60er Jahren erheblich zurückgegangen, insbesondere die Industrieentnahmen betragen heute nur noch einen Bruchteil von dem, was in den 60er und 70er Jahren entnommen wurde. Im Ergebnis sind die Grundwasserstände in Köln trotz der Trockenjahre heute immer noch deutlich höher als zu diesen Zeiten.

Wie kommen diese regionalen Unterschiede zustande?

Köln ist privilegiert, da es in der Kölner Bucht ein ausreichendes Grundwasservorkommen gibt. Es speist sich aus zwei Quellen, das macht unsere Situation vergleichsweise robust. Zum einen bildet es sich aus versickertem Niederschlags- und Oberflächenwasser. Zum anderen bringt der Rhein einenTeil auf seinem Weg aus dem Süden in seinem Untergrund heran.

D.h. solange der Rhein fließt, wird uns das Trinkwasser nicht ausgehen?

Im Untergrund der Kölner Bucht liegen ständig über 900 Millionen Kubikmeter Wasser. Das ist der Wasservorrat, aus dem die Menschen in der Region mit jährlich rund 100 Millionen Kubikmetern Trinkwasser versorgt werden. Die Industrie nimmt in etwa nochmal so viel in Anspruch. Trotzdem reichen die unterirdischen Speicher aus. Solange es im Winterhalbjahr genügend regnet, füllen sich die unterirdischen Speicher auf.

Dr. Carsten Schmidt, Hauptabteilungsleiter Wasserproduktion bei der RheinEnergie AG.

Dürreperioden und Hitzewellen wie sie nun häufiger werden sind demnach unschädlich?

Niederschläge im Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) gelangen fast nie bis ins Grundwasser, weil sie in aller Regel vorher verdunsten oder von Pflanzen und vom Boden aufgenommen werden. Die Kölner Wasserversorgung ist damit unabhängig von der Niederschlagssituation in den Sommermonaten. Selbst wenn es überhaupt nicht mehr regnete, wäre die Trinkwassergewinnung über das vorhandene Grundwasserdargebot rein rechnerisch für 4-5 Jahre gesichert. Es ist aber extrem unwahrscheinlich, dass ein ganzes Jahr lang kein Regen mehr fällt. Außerdem steuert ja auch noch der Rhein seinen Anteil zum Grundwasser bei.

Wir müssen also nicht sparsam mit dem Wasser umgehen?

Deutschland hat im Vergleich zu anderen Industrienationen bereits ein niedriges Niveau im Pro-Kopf-Verbrauch von Trinkwasser und ein sehr hohes Bewusstsein für den Umgang mit Trinkwasser erreicht. Dies gilt es zu erhalten und weiterzuentwickeln. Ich denke da insbesondere an ein Handeln, dass auf den Energieverbrauch fokussiert. Vor allem gilt es, mit Warmwasser sparsam umzugehen, da für dessen Erzeugung erhebliche Mengen an Energie notwendig sind. Aus klimatischen und ökologischen Gründen ist die Einschränkung der Verwendung von kaltem Wasser bei uns nicht erforderlich. Der Grundwasserkörper in Köln ist nach wie vor mengenmäßig in einem guten Zustand. Einsparmaßnahmen im größeren Umfang können sogar kontraproduktiv sein: Sie führen neben dem Komfortverlust ggf. auch zu Einbußen bei den hygienischen Standards im Trinkwasserbereich. Durch einen deutlich geringeren Wasserumschlag würden auch die Abwassersysteme beeinträchtigt.

Können Sie ausschließen, dass es nicht doch in - sagen wir 20 Jahren - zu einer bedenklichen Grundwassersituation kommen wird?

Unser Wasserdargebot ist vergleichsweise robust, sodass ich nicht davon ausgehe, dass wir in 20 Jahren größere Probleme haben. Wir lehnen uns deshalb aber nicht entspannt zurück. Wir müssen sehr genau beobachten, wie sich die zukünftige Situation entwickelt. Unser Grundsatz basiert auf Prävention. Der Klimawandel wird sich zunehmend bemerkbar machen und wir werden Wasser längerfristig gesehen möglicherweise anders betrachten als wir es heute tun. Längere und häufigere Hitze- und Trockenperioden steigern den Bedarf auch anderer Wassernutzer wie der Landwirtschaft. Hier gilt es, passende Konzepte im Sinne einer nachhaltigen Vorsorgeplanung zu entwickeln.

Stellt sich die RheinEnergie schon heute darauf ein, dass aufgrund steigender Durchschnittstemperaturen perspektivisch mehr Wasser in den Ballungsräumen vorgehalten werden muss, für den Erhalt von Grünflächen oder zum Kühlen von beispielsweise Fußgängerzonen?

Hier unterstützen wir die Verantwortlichen bei der Stadt bei der Entwicklung einer grün-blauen Infrastruktur. Das Leben in der Stadt soll auch bei steigenden Durchschnittstemperaturen angenehm gestaltet sein, ohne eine nachhaltige Bewirtschaftung der Grundwasserressourcen aus den Augen zu verlieren.

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