Aktualisiert am 2. Mai 2025
Hitzewellen werden häufiger. Besteht also die Gefahr, dass uns das Trinkwasser ausgeht? Wir haben mit dem Chef unsrer Hauptabteilung Wasse gesprochen:
Ausreichendes Grundwasservorkommen in Köln
Herr Dr. Schmidt, sie befassen sich schon lange mit Erkenntnissen der Klimafolgenforschung. Sind die häufiger werdender Hit-zewellen ein Problem?
Tatsächlich sind in den vergangenen Jahren vielerorts die Grundwas-serstände gesunken. Nordrhein-Westfalen ist davon allerdings weniger stark betroffen als beispielsweise Bayern oder Brandenburg, das schon heute eine sogenannte negative klimatische Wasserbilanz aufweist. Insgesamt ist bei uns in Köln der Wasserverbrauch seit den 1960er Jahren erheblich zurückgegangen, insbesondere die Industrieentnah-men betragen heute nur noch einen Bruchteil von dem, was in den 1960er und 1970er Jahren entnommen wurde. Im Ergebnis sind die Grundwasserstände in Köln trotz der Trockenjahre heute immer noch deutlich höher als zu diesen Zeiten.
Wie kommen diese regionalen Unterschiede zustande?
Köln ist privilegiert, da es in der Kölner Bucht ein ausreichendes Grundwasservorkommen gibt. Es speist sich aus zwei Quellen, das macht unsere Situation vergleichsweise robust: Zum einen bildet es sich aus versickertem Niederschlags- und Oberflächenwasser. Zum anderen bringt der Rhein einen Teil auf seinem Weg aus dem Süden in seinem Untergrund heran.
D.h. solange der Rhein fließt, wird uns das Trinkwasser nicht ausgehen?
Im Untergrund der Kölner Bucht liegen ständig über 900 Millionen Ku-bikmeter Wasser. Das ist der Wasservorrat, aus dem die Menschen in der Region mit jährlich rund 100 Millionen Kubikmetern Trinkwasser versorgt werden. Die Industrie nimmt in etwa nochmal so viel in An-spruch. Trotzdem reichen die unterirdischen Speicher aus. Solange es im Winterhalbjahr genügend regnet, füllen sich die unterirdischen Spei-cher auf.
Trinkwasser über Jahre gesichert
Dürreperioden und Hitzewellen sind demnach unbedenklich für uns?
Niederschläge im Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) gelangen fast nie bis ins Grundwasser, weil sie in aller Regel vorher verdunsten oder von Pflanzen und vom Boden aufgenommen werden. Die Kölner Wasser-versorgung ist damit unabhängig von der Niederschlagssituation in den Sommermonaten. Selbst wenn es überhaupt nicht mehr regnete, wäre die Trinkwassergewinnung über das vorhandene Grundwasserdargebot rein rechnerisch für vier bis fünf Jahre gesichert. Es ist aber extrem unwahrscheinlich, dass ein ganzes Jahr lang kein Regen fällt. Außerdem steuert ja auch noch der Rhein seinen Anteil zum Grundwasser bei.
Wir müssen also nicht sparsam mit dem Wasser umgehen?
Deutschland hat im Vergleich zu anderen Industrienationen bereits ein niedriges Niveau im Pro-Kopf-Verbrauch von Trinkwasser und ein sehr hohes Bewusstsein für den Umgang mit Trinkwasser erreicht. Dies gilt es zu erhalten und weiterzuentwickeln. Ich denke da insbesondere an ein Handeln, dass auf den Energieverbrauch fokussiert. Vor allem gilt es, mit Warmwasser sparsam umzugehen, da für dessen Erzeugung erhebliche Mengen an Energie notwendig sind.
Aus klimatischen und ökologischen Gründen ist die Einschränkung der Verwendung von kaltem Wasser bei uns nicht erforderlich. Der Grund-wasserkörper in Köln ist nach wie vor mengenmäßig in einem guten Zustand. Einsparmaßnahmen im größeren Umfang können sogar kont-raproduktiv sein: Sie führen neben dem Komfortverlust ggf. auch zu Einbußen bei den hygienischen Standards im Trinkwasserbereich. Durch einen deutlich geringeren Wasserumschlag würden auch die Abwassersysteme beeinträchtigt.
Prävention trägt zur Trinkwassersicherheit bei
Können Sie ausschließen, dass es nicht doch in – sagen wir 20 Jahren – zu einer bedenklichen Grundwassersituation kommen wird?
Unser Wasserdargebot ist vergleichsweise robust, sodass ich nicht da-von ausgehe, dass wir in 20 Jahren größere Probleme haben werden. Wir lehnen uns deshalb aber nicht entspannt zurück, sondern beobachten sehr genau, wie sich die Situation entwickelt. Unser Grundsatz ist Prävention. Der Klimawandel wird sich zunehmend bemerkbar machen und wir werden Wasser längerfristig gesehen möglicherweise anders betrachten als wir es heute tun. Längere und häufigere Hitze- und Trockenperioden steigern den Bedarf auch anderer Wassernutzer wie der Landwirtschaft. Hier gilt es, passende Konzepte im Sinne einer nach-haltigen Vorsorgeplanung zu entwickeln.
Stellt sich die RheinEnergie schon heute darauf ein, dass auf-grund steigender Durchschnittstemperaturen in Ballungsräumen perspektivisch mehr Wasser vorgehalten werden muss; für den Erhalt von Grünflächen oder um beispielsweise Fußgängerzonen zu kühlen?
Wir unterstützen die Verantwortlichen bei der Stadt hinsichtlich der Entwicklung einer grün-blauen Infrastruktur. Das Leben in der Stadt soll auch bei steigenden Durchschnittstemperaturen angenehm sein, ohne eine nachhaltige Bewirtschaftung der Grundwasserressourcen aus den Augen zu verlieren.
Hitze als Herausforderung
Tropische Temperaturen bescheren unseren Kolleginnen und Kollegen eine Menge Arbeit. Denn wenn es besonders warm wird, steigt der täg-liche Wassergebrauch um fast ein Drittel. Die Kölner wollen schwim-men, planschen, Blumen gießen, duschen und natürlich viel trinken. Letzteres ist in der Hitze besonders wichtig, da ein Flüssigkeitsmangel sonst zu Kreislaufproblemen, Muskelkrämpfen und Konzentrations-schwäche führen kann.
Die Bundesärztekammer empfiehlt, bei hohen Temperaturen täglich mindestens drei Liter zu trinken. Ein Erwachsener verliert bereits an „normalen“ Tagen durchschnittlich anderthalb bis zwei Liter Flüssigkeit. An heißen Tagen kann es schnell das Doppelte bis Dreifache sein. Körperlich anstrengende Arbeit und Sport erhöhen den Flüssigkeitsbe-darf zusätzlich.
Abends und an warmen Tagen steigt der Wassergebrauch
Besonders in den Abendstunden wird viel Wasser gebraucht – der Hö-hepunkt ist meist gegen 20 Uhr erreicht. Auch an heißen Tagen werden die Hähner in Köln öfter und weiter aufgedreht: Laut unserer Experten gebrauchen die Kölner an sehr heißen Tagen deutlich mehr Wasser. Dann fließen knapp 300.000 Kubikmeter durchs Kölner Leitungsnetz. Üblich sind rund 220.000 Kubikmeter täglich. Der bisherigen Spitzen-wert von 330.000 m3/Tag war im Jahr 2019 – bei Temperaturen von mehr als 40 Grad.