Das Potential ist riesig. Radwege und Straßen könnten dank eines cleveren Belags künftig Strom produzieren. In den Niederlanden ist seit Oktober 2014 eine 70 Meter lange Teststrecke in Betrieb. SPD und Grüne wollen die Machbarkeit jetzt auch für Köln prüfen lassen.
Radfahren boomt. Laut einer Studie nimmt der Radverkehr in Köln seit 2009 jährlich um drei bis fünf Prozent zu. Mancherorts, vor allem in der Innenstadt, sind bereits mehr Radler als Autos auf den Straßen unterwegs. Noch kann das Kölner Radwegenetz zwar nicht mit Radfahrparadiesen wie Münster, Kopenhagen oder Amsterdam mithalten. Doch auch in Köln ist die Politik bemüht, den Bau neuer Radwege voranzutreiben.
SPD und Grüne gehen dabei noch einen Schritt weiter. Im Verkehrsausschuss der Stadt Köln wollen sie prüfen lassen, ob Radwege künftig mit Solarmodulen bestückt werden könnten. Vorbild für die Pläne ist ein Pilotprojekt in der niederländischen Gemeinde Krommenie. Dort ist seit Oktober 2014 eine 70 Meter lange Teststrecke in Betrieb. Bis zum Jahr 2016 soll das Stück auf 100 Meter ausgebaut werden und genug Strom liefern, um drei Haushalte zu versorgen.
Entwickelt hat den cleveren Straßenbelag das niederländische Konsortium SolaRoad. In zweieinhalb mal dreieinhalb Meter großen Betonmodulen sind Solarzellen eingelassen. Eine ein Zentimeter dicke Glasschicht schützt die sensiblen Zellen vor Umwelteinflüssen und hält auch dem Gewicht eines Lkw stand. Bauarbeiter können die in der Fabrik vorgefertigten Platten Stück für Stück verlegen. Weil die Solarmodule sich nicht nach der Sonne ausrichten lassen, produzieren sie 30 Prozent weniger Strom als vergleichbare Anlagen auf Hausdächern.
Baukosten für 100 Meter: drei Millionen Euro
Ganz billig ist das aber nicht. Die Kosten für die niederländische Teststrecke sollen sich auf drei Millionen Euro belaufen. Rechnen würde sich das Vorhaben erst nach 20 Jahren, bestenfalls, durch technische Weiterentwicklungen, nach 15 Jahren. Sten de Witt, Projektleiter bei SolaRoad, plant dennoch im großen Stil: „Straßen könnten künftig den Strom für die Elektroautos produzieren, die darauf fahren.“ In einem nächsten Schritt will SolaRoad daher eine Straße bauen, auf der auch Autos fahren. Würden die Module künftig im großen Stil produziert, dürften sich die Kosten deutlich senken lassen.
Für die Kölner Solarradwege ließen sich laut SPD und Grüne EU- und Forschungsgelder einwerben. Auch im Zuge des Projektes SmartCity Cologne, das auch von der RheinEnergie gefördert wird, sei eine Umsetzung denkbar. Zudem sei es „sinnvoll, einen Pilot zu starten, der sich mit den Potentialen von ‚SolaRoad’ im bebauten Innenbereich von Städten befasst“, heißt es in der Anfrage an den Verkehrsausschuss weiter. Die niederländische Teststrecke befindet sich in einem unbebauten Bereich. Auch Dr. Matthias Dienhart, bei der RheinEnergie zuständig für energiewirtschaftliche Grundsatzfragen, misst diesem Aspekt besondere Bedeutung zu. „Viele innerstädtische Radwege sind durch Gebäude oder Bäume verschattet. Da wird es nicht leicht, geeignete Flächen zu finden.“ Wirtschaftlich könnten Solarradwege aber durchaus Sinn machen, etwa wenn ein Radweg ohnehin neu gebaut werden müsse oder bei Prestigeprojekten wie dem geplanten Radschnellweg zwischen Köln und Frechen.
Der Verkehrsausschuss hat das Amt für Straßen- und Verkehrstechnik der Stadt Köln um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Das Thema Solarradweg wird damit in der nächsten Sitzung am 10.03.2015 erneut auf der Tagesordnung stehen.
Was meint ihr?
Wären Solarradwege für Köln eine sinnvolle Investition, wenn dadurch etwa der Strom für die öffentliche Beleuchtung generiert würde?