Beim Lüften stellt sich die Frage: Ist es wirklich eine so große Verschwendung von Heizenergie, wenn Fenster auf kipp stehen? Dazu kursieren die wildesten Hochrechnungen. Teilweise wird von einem Mehrverbrauch an Energie bei Kipp- im Gegensatz zur Stoßlüftung von 400-600 Prozent ausgegangen.
Tatsächlich ist richtiges Lüften ziemlich komplex. Zunächst ist es wichtig, die drei verschiedenen Lüftungsarten zu kennen:
Stoßlüften: die Fenster eines Raumes werden komplett geöffnet. Zimmertüren zu anderen Räumen bleiben geschlossen.
Querlüften: die Fenster unterschiedlicher Räume werden geöffnet, ebenso die verbindenden Zimmertüren. Das Öffnen der Fenster ist komplett, gekippt oder auf beide Weise möglich.
Kipplüften: die Raumfenster werden nicht komplett geöffnet, sondern lediglich gekippt. Türen zu Nachbarräumen bleiben geschlossen.
Außerdem müssen verschiedene Szenarien unterschieden werden. Dabei ist immer entscheidend, die Luftfeuchtigkeit im Raum zu beobachten.
Mehr Personen erfordern mehr Lüftungseinheiten
Befinden sich beispielsweise mehrere Personen im Haushalt, die zudem sehr aktiv sind, muss täglich mehrfach gelüftet werden. Entweder kurz durch Stoß- oder Querlüftung. Das sorgt für einen schnellen Luftaustausch.
Unter Umständen ist aber auch das kontinuierliche Lüften mittels Kipplüftung angezeigt. Da wir kontinuierlich atmen, ist es durchaus vernünftig, wenn die Luft in dem Maße erneuert wird, wie wir sie verbrauchen. Insbesondere in diesem Fall ist es wichtig, die Luftfeuchtigkeit im Blick zu behalten. Am besten mithilfe eines Hygrometers. Ist tagsüber niemand zu Hause, genügt es morgens und abends zu lüften.
Bei Einmalereignissen immer ans Lüften denken
Einmalereignisse wie Duschen, Baden, Kochen oder auch Schlafen erfordern regelmäßig einen sofortigen Luftaustausch, um die Luftfeuchtigkeit zu reduzieren. So sollte man es sich zur Gewohnheit machen, das Schlafzimmer gleich nach dem Aufstehen gut durchzulüften und anschließend tagsüber auf mindestens 16 Grad Celsius zu heizen. Denn je höher die Luftfeuchtigkeit und je niedriger die Raumtemperatur ist, umso größer ist das Schimmelrisiko.
Die eine optimale Luftfeuchtigkeit gibt es nicht
Wie niedrig die Luftfeuchtigkeit sein sollte, ist allerdings keine allgemeingültige Größe. Sie hängt vom Bauzustand und der Außentemperatur ab. Bei guter Dämmung bereitet ein Wert von ca. 60 Prozent für einige Zeit vielleicht keine Probleme, bei schlechter Gebäudedämmung können an kalten Tagen schon 40 Prozent für die Wärmebrücken zu viel sein. Liegt die Luftfeuchtigkeit längere Zeit über 50 Prozent, sollte in jedem Fall gelüftet werden. Spätestens aber dann, wenn die Fensterscheiben von innen beschlagen.
Die richtige Lüftungsweise hängt vom Bedarf ab
Manchmal reicht mehrmaliges Öffnen des Fensters nicht aus, um die in Handtüchern, Bettdecken oder anderen Oberflächen gespeicherte Feuchtigkeit wieder loszuwerden. Hier kann die Kipplüftung durchaus dabei helfen, die Luftfeuchtigkeit dauerhaft unter 50 Prozent zu senken. Dabei sollte die Heizung auf kleine Stufe gestellt werden, um die Luft zu erwärmen. Denn warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf und mit nach draußen. Im Schlafzimmer kann nachts ein gekipptes Fenster für gute Luft sorgen, insbesondere dann, wenn mehrere Personen in einem Raum schlafen.
Fazit: Ohne Hygrometer geht es nicht! Wer richtig lüften möchte, muss die Luftfeuchtigkeit der Räume im Auge behalten. Dies kann nur gelingen, wenn regelmäßig ein Blick aufs Hygrometer geworfen wird.
Unser Tipp: Digitale oder analoge Thermo-Hygrometer gibt es günstig im Baumarkt. Auch Smart-Home-Lösungen bieten die Messung der Luftfeuchtigkeit an und das sogar per App.