07.10.2014 Adrian

Ohne moderne Kraftwerke kann die Energiewende scheitern

Die Energiewende ist ein ebenso sinnvolles wie ehrgeiziges Vorhaben. Durch die einseitige Förderung von Erneuerbarer Energie stehen jedoch zahlreiche effiziente und umweltschonende Kraftwerke vor dem Aus – aber ohne sie wird die Energiewende scheitern. Ein Kommentar von Dr. Dieter Steinkamp.

 

Zahlreiche Energieversorger, unter ihnen auch viele Stadtwerke, stehen mit dem Rücken zur Wand. Der Grund: Ökostrom genießt Vorrang vor allen anderen Energiearten im deutschen Stromnetz. Das führt zu Überschüssen auf dem Strommarkt. Konventionell produzierter Strom lässt sich unter diesen Umständen kaum noch kostendeckend erzeugen oder veräußern. Die Folge: Selbst hocheffizienten und flexiblen Kraftwerken droht das Aus. Damit gerät die Versorgungssicherheit in Gefahr, denn wir brauchen diese Anlagen, um das Gesamtsystem stabil zu halten. Stehen die Kraftwerke künftig still, müssen auch Tausende Beschäftigte um ihre Arbeitsplätze bangen.

Balance zwischen Erneuerbarer und konventioneller Energie

Die Förderung Erneuerbarer Energie wie Windkraft ist sinnvoll, erfolgt aber einseitig.

Dabei ist die Energiewende ohne moderne Kraftwerke nicht zu stemmen. Denn diese liefern im Bedarfsfall schnell und verlässlich Strom. Wie anders ließe sich die Stromversorgung flächendeckend sicherstellen, wenn in der Flaute die Windräder stillstehen oder die Sonne tagelang nicht auf die Solarzellen scheint und der grüne Strom folglich nicht in ausreichender Menge fließt?

 

Keine Frage – die Energiewende ist sinnvoll und verdient die vollste Unterstützung von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Auch der gezielte und geförderte Ausbau der Erneuerbaren Energie war und ist richtig. Dennoch dürfen die Energieversorger und ihre Angestellten wegen der einseitigen Förderung von Wind- und Solarstromanlagen nicht ins Hintertreffen geraten. Denn das Gesamtsystem braucht eine Balance zwischen Erneuerbarer und konventioneller Energie. Rein technisch kann das Gesamtsystem ohne normale Kraftwerke nicht überleben. Einen Lösungsansatz bietet ein neues Strommarktdesign. Dezentrale Kapazitätsmärkte sollen dazu beitragen, dass die Honorierung von Leistungsreserven nach Marktregeln erfolgt. Diese Reserven halten die Kraftwerksbetreiber ständig auf Abruf bereit; sie sind zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit unverzichtbar.

Mit einer Brennstoffausnutzung von 86 Prozent hocheffizient: das GuD-Kraftwerk Niehl II.

Außer Acht lassen wir bei der Diskussion häufig auch das Thema Wärme. Wie können wir den hohen Wärmebedarf in Ballungsgebieten effizient, platzsparend und klimaschonend decken? Mit Windkraft oder Photovoltaik sicherlich nicht. Mittels Kraft-Wärme-Kopplung hingegen schon. Ortsnah erzeugte Fernwärme ist eine kostengünstige und umweltschonende Alternative zu den vielen Zentralheizungen, die in der Summe ineffizient sind. Im Gegensatz dazu weist Fernwärme hohe Klimaschutzeffekte auf; die Kraft-Wärme-Kopplung liefert überdies vergleichsweise CO2-arm produzierten Strom. Dieser wiederum leistet einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Diese doppelt sinnvolle Technik bedarf nur einer zeitlich begrenzten Anschubfinanzierung aus der öffentlichen Hand, danach ist sie ein Selbstläufer. Im Gegensatz dazu stünde eine Dauersubvention alter und älterer Kraftwerke. Die aber halte ich für falsch.

 

Wenn die Politik aber jetzt die Weichen verkehrt stellt, dann können auch die so effizienten wie sinnvollen KWK-Anlagen nicht mehr kostendeckend betrieben werden. Im schlimmsten Fall droht deren Abschaltung. Und damit geriete dann auch die Energiewende insgesamt in Gefahr.

Der Autor: Dr. Dieter Steinkamp ist Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie. Ihr habt Fragen oder Anregungen zu diesem Kommentar? Rückmeldungen gerne an: presse@rheinenergie.com.

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