Boden unter Strom – weitere Solarplatten auf Testfläche verlegt

Das Testfeld für solare Bodenplatten an unserem Ausbildungszentrum wächst weiter. Den vor einem Jahr verlegten Platten des Herstellers Energy Floors folgen nun jene der Firma Solmove. Die neuen Solarpanele sind dank einer Spezialbehandlung besonders effizient.
Am 30. Juli 2019 wurden vor dem Eingang des Ausbildungszentrums neun weitere Solarplatten in den Boden eingelassen. Die Prototypen stammen vom 2013 gegründeten Startup Solmove und sollen besonders robust sein. Zur Installation gab es zudem Besuch aus dem thüringischen Meiningen. Zwei Schüler des dortigen Oberstufen-Leistungskurses Physik nutzten den Besuch auf unserem Gelände, um sich vor Ort ein Bild von der Arbeit der Profis zu machen.
„Wir wollen Erfahrungen mit der Technologie sammeln und verschiedene Konzepte ausprobieren“, begründet Projektleiter Sebastian Stein von der RheinEnergie AG die Erweiterung der solaren Bodenfläche. Ein knappes Jahr, nachdem vor dem Eingang zum Ausbildungszentrum die ersten neun Solarplatten des niederländischen Herstellers Energy Floors installiert und angeschlossen wurden, folgt nun die Firma Solmove aus Potsdam. Sie ist bereits im Rheinland aktiv und hat unter anderem den ersten Solarradweg in Erftstadt an den Start gebracht. Während die bereits installierte Anlage unter anderem auch über integrierte Sensoren und LED-Leuchten verfügte, sind die Platten von Solmove ausschließlich für die Stromproduktion vorgesehen.
Spezialbeschichtung sorgt für Sicherheit und Effizienz
Für ihre Innovation, mit der das junge Unternehmen aus Brandenburg nun bundesweit durchstarten will, mussten die Macher einige Schwierigkeiten überwinden. So sind die Deckplatten aus einer speziellen Sorte Sicherheitsglas, das zudem mit dem abriebfesten Mineral Korund überzogen ist. Das garantiert neben der Robustheit im Alltag auch, dass das auftreffende Licht durch Brechung möglichst effizient an die darunter liegenden Photovoltaikmodule weitergeleitet wird. Die aufgeraute Oberfläche soll überdies verhindern, dass Fußgänger auf den Platten ins Rutschen geraten. „Die Innovation ermöglicht versiegelte Flächen möglichst effizient für die Stromproduktion zu nutzen und diese auch bei starken Belastungen intakt zu halten“, betont Unternehmensgründer und Geschäftsführer Donald Müller-Judex.

Nicht alle Anbieter können das garantieren, wie unser Unternehmen bereits feststellen musste. Als vor wenigen Wochen ein schweres Fahrzeug bei Instandsetzungsarbeiten versehentlich über eine Bodenplatte von Energy Floors rollte, zerbrach das Sicherheitsglas. Die Platte ist jedoch neben PV-Modul auch mit Drucksensoren und LED-Technik ausgestattet und von vorneherein nicht für Belastungen dieser Art vorgesehen. Das mit Abstand wichtigste Argument für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Azubis, die täglich über die Solarstraße gehen, ist jedoch die Rutschfestigkeit. Die ist in beiden Varianten uneingeschränkt gegeben, versichert Projektleiter Stein.
Für die beiden Oberstufenschüler Johannes Schopf (18) und Georg Lehmann (17) war die Reise auf unser Betriebsgelände definitiv ein Ferien-Highlight. Die beiden nahmen bereits vor zwei Jahren am Wettbewerb „Jugend forscht“ teil und sind seither mit der Analyse von Solaranlagen im Straßenraum beschäftigt, aktuell mit einer Seminararbeit für das kommende Schuljahr. Auf dem Dach ihres Gymnasiums in Meiningen haben sie dazu eine Testanlage aufgebaut und bereits verschiedene Experimente und Messungen durchgeführt. „Plexiglas schluckt deutlich mehr Licht als doppeltes Sicherheitsglas“, so die beiden zu den Ergebnissen ihrer Untersuchungen. In Köln wollen die beiden sich praktische Tipps und einen tieferen Einblick in die Zukunft so genannter „Solarstraßen“ einholen.

Tatsächlich konnten die beiden Nachwuchs-Experten den Profis über die Schulter schauen und beobachten, wie sie während der Montagevorbereitungen letzte Anpassungen vornahmen. So mussten die Auslassungen an den Betonfundamenten neu ausgefräst, die bestehende Anlage zur Verarbeitung und Weiterleitung des Stroms auf die neuen Bodenplatten erweitert werden. Dann ging alles ganz schnell. Die Solarplatten wurden mit den Betonplatten verklebt und dank des strahlenden Sonnenscheins floss der saubere Strom.
Ein weiterer kleiner Schritt in Richtung Energiewende
Die Beteiligten machen sich keine Illusionen und warnen vor übertriebenen Erwartungen. Die wenigen Quadratmeter Fläche am Ausbildungszentrum sind mit Kleinserienproduktionen wie der nun installierten derzeit noch nicht rentabel. „Die Anlage kostet mehr als eine Photovoltaikanlage für ein Einfamilienhaus“, verriet Projektleiter Stein.
Und auch der Unterschied zwischen der theoretischen Menge an Strom und der tatsächlichen ist noch zu groß, um solare Bodenplatten flächendeckend zur Produktion von Strom zu nutzen. Experte Müller-Judex spricht von einer Differenz von bis zu 25 Prozent. Mit ihren (theoretischen) 300 Watt Gesamtleistung werden die neun Solarplatten nun ans Netz gehen. Keine Energiewende, aber ein weiterer kleiner Schritt dorthin. (Text: Ralph Kruppa)
Peter
Dann hoffen wir mal, dass hier alles gut verläuft. Der Solarradweg in Erftstadt war nur kurz in Betrieb und ist ein Desaster. Er ist heute noch gesperrt und aktuell keine Lösung in Sicht.
https://www.ksta.de/region/rhein-erft/solarradweg-bleibt-geschlossen-stadtverwaltung-hat-noch-keine-loesung-gefunden-33011778
Adrian
Hallo,
die Platten, die wir bei uns verlegt haben, gehören zu einer neuen Modellreihe des Herstellers. Das Beispiel in Erftstadt zeigt zudem, wie wichtig es ist, die Technik ausgiebig zu testen, bevor diese ausgebracht wird.
Beste Grüße
Adrian