Jeder Mensch in Deutschland sollte die gleiche Chance haben, ein Unternehmen zu gründen. Egal, wie das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung ist – und egal, ob dieser Mensch eine Behinderung oder chronische Erkrankung hat. Für diese Menschen gibt es aber leider immer noch große Hürden, ihr eigenes Start-up zu gründen. Der gemeinnützige Kölner Verein inKlub möchte das ändern. Er hilft Menschen mit und ohne Behinderungen und chronischen Erkrankungen in der Gründung ihres eigenen, inklusiven Start-ups. Mithilfe unseres RheinStart-Sponsorings konnte der Verein erste Workshops in Köln anbieten.
Sophie Dienberg hat eine Vision: Sie und ihr Team möchten eine Welt schaffen, in der jeder Mensch die Chance hat, sein volles Potenzial zu entfalten. Sie hat daher den Verein inKlub gegründet. Gemeinsam mit ihrem Team bietet sie barrierefreie Start-up-Programme an, in denen Menschen zur Unternehmensgründung beraten werden und sich in einer inklusiven Community austauschen können. „Wir möchten einen spannenden Alternativweg bieten und stereotypische Denkmuster durchbrechen, sodass Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen die Möglichkeit haben, am gesamtgesellschaftlichen Leben und Arbeiten teilzunehmen“, sagt Sophie. Das können diese als Gründerinnen und Gründer tun – oder als Beschäftigte in einem inklusiven Unternehmen. inKlub ist deshalb offen für Menschen mit und ohne Behinderung, die ihr Start-up inklusiv aufbauen und gestalten wollen.
Hilfe bei der Gründung inklusiver Start-ups
Das Starter-Programm von inKlub richtet sich zum Beispiel an alle, die bei ihrem Start-up noch in der Ideenphase stecken und sich noch nicht gesellschaftsrechtlich gegründet haben. Über acht Wochen begleiten Sophie und ihr Team die Gründerinnen und Gründer bei allen wichtigen Themen – und das natürlich barrierefrei. In jeder Woche gibt es einen digitalen Gruppen-Workshop und ein Einzelcoaching mit erfolgreichen Gründerinnen und Gründern, die selbst eine Behinderung und/oder ein inklusives Start-up gegründet haben. „Das hat den Vorteil, dass die Gründerinnen und Gründer sich und ihre Behinderung oder Erkrankung nicht immer wieder erklären müssen“, sagt Sophie. inKlub arbeitet zum Beispiel mit Mechthild Kreuser zusammen, die in Workshops inklusive Achtsamkeit trainiert.
Die Idee zu inKlub hatte Sophie Dienberg im Sommer 2022. Sie hatte zuvor in Uganda ein Innovationsprogramm aufgebaut und dort erstmals mit gehörslosen Menschen zusammengearbeitet. Zurück in Deutschland hat die Gründungsberaterin die heimische Start-up-Szene auf Inklusion geprüft – und Lücken entdeckt. „Die Hürden sind so hoch, dass Menschen mit Behinderungen in Deutschland oft keinen Zugang zum Netzwerk der Start-up-Szene, relevantem Gründungswissen und Finanzierungsmöglichkeiten haben“, sagt Sophie. „Ich wollte einfach ein cooles, inklusives Programm entwickeln, das genau diese Hindernisse abbaut und eine Gründung für ebendiese Zielgruppe möglich macht.“
Barrierefreie Unterstützung durch RheinStart und RheinEnergie
Unterstützt wird inKlub auf diesem Weg auch von der RheinEnergie und RheinStart, unserer nachhaltigen Sponsoringplattform. Beim RheinStart-Voting im Herbst 2022 gehörte das Projekt zu den elf Siegern, die finanziell gefördert wurden. Sophie ist dankbar für die Anschubfinanzierung: „RheinStart hat uns geholfen, mit inKlub die ersten Schritte zu gehen, unsere Website an den Start zu bekommen und die ersten Workshops durchzuführen“, sagt Sophie. „Ich kann andere Start-ups und Projekte nur ermutigen, bei RheinStart mitzumachen.“
Die RheinEnergie unterstützt inKlub nun auch über das Sponsoring hinaus. Für die Coachings stellen wir barrierefreie Seminarräume am Parkgürtel zur Verfügung. Denn für inKlub war es gar nicht so einfach, rollstuhlgerechte und gut zu erreichende Räumlichkeiten zu finden. „Manchmal ist es nur eine Stufe auf dem Weg zur Toilette – und schon ist ein barrierefreier und selbstbestimmter Zugang nicht mehr gegeben“, sagt Sophie Dienberg.
Räumliche Barrierefreiheit zeigt jedoch nur eine Dimension auf. Wenn notwendig, sind zum Beispiel auch Dolmetscherinnen und Dolmetscher bei den Online-Seminaren und den Workshops dabei, die die Inhalte in Gebärdensprache wiedergeben. Schriftliche Lerninhalte werden so aufbereitet, dass sie für Teilnehmende mit Sehbehinderung digital zugänglich sind. Und auch auf unsichtbare Hürden, wie Konzentrationsschwierigkeiten durch fehlende Reizfilterung, wird eingegangen. Außerdem teilt inKlub die Seminarinhalte in mehrere, kürzere Termine auf und streckt auch die individuelle Beratung über einen längeren Zeitraum. So haben alle Teilnehmenden die Möglichkeit und die Energie zu folgen.
Bewerbung ohne großen Aufwand möglich
Für die Programme können sich Teams oder Einzelpersonen mit und ohne Behinderungen und chronischen Erkrankungen ganz einfach online über inKlub bewerben. „Wir unterscheiden hier nicht nach Grad der Behinderung – jede/r soll eine Chance bekommen“, so Sophie. inKlub möchte durch das Einreichen der Bewerbung per Video, E-Mail oder dem Onlineformular die Einstiegsbarriere möglichst niedrig halten – anspruchsvoll sind die Fragen an die Bewerberinnen und Bewerber natürlich trotzdem.
Am aktuellen Starter-Programm nehmen Gründerinnen aus ganz unterschiedlichen Bereichen teil. Zum Beispiel eine Gründerin, die einen Sanitätsshop für Menschen mit psychischen Problemen aufbaut. Oder ein Start-up, das inklusive Kommunikation für Unternehmen anbietet und Diversitätsstrategien entwickelt. Mit dabei sind auch Gründerinnen, die mit ihrer Idee Jugendliche – egal welchen Geschlechts und welcher Orientierung – über sexuelle Selbsterfahrung aufklären wollen.
Gründungsberatung von A bis Z
inKlub vermittelt Wissen zu allen Bereichen, die gerade in der frühen Gründungsphase wichtig sind. In den Coachings werden zum Beispiel individuelle Zielgruppen- oder Marktanalysen durchgeführt, gemeinsam ein Geschäftsmodell entwickelt oder Finanzierungsmöglichkeiten erörtert. Die Teilnehmenden sollen laut inKlub am Ende des Starter-Programms einen Businessplan, einen Finanzplan und eine Kurzpräsentation für potenzielle Kundschaft und Investoren mitnehmen können. „Wir prüfen die Ideen auf Herz und Nieren und geben Tipps und Tricks, damit die vielen tollen Start-ups erfolgreich am Markt bestehen“, erklärt Sophie.
Wie schwer die Gründung eines eigenen Unternehmens ist, hat Sophie am eigenen Leib erfahren. „Es ist ein Auf und Ab – man hört oft ein Nein und muss viel Durchhaltevermögen beweisen“, sagt sie und möchte ihre Erfahrungen in inKlub einbringen. „Ich habe gelernt, wie wichtig ein Netzwerk zu anderen Gründerinnen und Gründern und deren Know-how ist. Wir können helfen, viele kleine Fehler möglichst früh zu vermeiden.“ Und das Netzwerk von inKlub soll weiter wachsen – und so deutschlandweit eine inklusive Community geschaffen werden, von der alle Gründerinnen und Gründer profitieren können. Egal ob sie eine Behinderung haben oder nicht.
Über das Sponsoringprogramm RheinStart
Die RheinEnergie-Sponsoringplattform RheinStart unterstützt nachhaltige Ideen aus ihrem Versorgungsgebiet. RheinStart ist Teil des RheinEnergie-Programms „Energie & Klima 2030“ und richtet sich an Bildungseinrichtungen, gemeinwohlorientierte Initiativen, eingetragene Vereine, Start-ups und Existenzgründer. Die eingereichten Projekte müssen einen deutlichen Bezug zu mindestens einem von sieben ausgewählten Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen haben. Zweimal jährlich findet das RheinStart-Voting statt - dabei werden jeweils 30.000 Euro ausgeschüttet.
Neu: Crowdfunding im Anschluss an die Votingphase
Erstmals bietet RheinStart zum Sponsoring auch ein freiwilliges Crowdfunding an. Somit haben neben den zehn Gewinnern nun auch alle weiteren Teilnehmenden in Köln und der Region die Chance auf Unterstützung. Noch bis Mittwoch, 7. Juni 2023, können die Teilnehmenden online zusätzlich Gelder für ihre nachhaltigen Ideen sammeln. Alle Projekte bekommen entsprechend ihrer erreichten Stimmenanzahl in der Votingphase eine Startgutschrift der RheinEnergie von maximal 500 Euro.