Für den Umbau der deutschen Energieversorgung muss der Staat viele Milliarden Euro investieren. Geld, das zum Teil durch den so genannten CO2-Preis bereitgestellt wird – und vielleicht auch deine Geldbörse belastet. Wir zeigen dir, was genau hinter diesem Emissionshandel steckt.
Klimaschädliche Emissionen, insbesondere Kohlenstoffdioxid (CO2) mit einem Preis zu versehen ist keine umweltpolitische Idee aus Deutschland. Weltweit gibt es Systeme, die klimaschädliche Technik und Produkte teurer (unattraktiv) und klimaschonende Alternativen dadurch vergleichsweise preiswerter (attraktiver) machen. Sei es durch die Pflicht zur Abgabe eines Emissionshandel-Zertifikates, einer Gebühr oder Steuer.
Der in den meisten europäischen Ländern und auch in Deutschland 2021 eingeführte CO2- oder Kohlenstoffpreis ist hierzulande Teil des Brennstoffemissionshandelsgesetzes und hat zwei Funktionen:
- Für Unternehmen und Konsumenten soll sie ein Anreiz sein, klimaschonende Energietechnik einzusetzen und so den durch sie verursachten CO2-Ausstoß zu reduzieren.
- Zusätzlich dienen die Einnahmen dazu, die Kosten der Strom- und Wärmewende in Deutschland gegenzufinanzieren. Die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung fließen in den Klima- und Transformationsfonds des Bundes und stehen dann direkt für Wirtschaftsförderung und Klimaschutz in Deutschland zur Verfügung. Ein großer Teil der Einnahmen wird zum Beispiel seit 2022 genutzt, damit Stromkundinnen und -kunden keine Umlage laut Erneuerbare-Energien-Gesetz zahlen müssen.
Was wird bepreist?
Der CO2-Preis wird auf alle fossilen Brennstoffe in den Bereichen Verkehr und Wärme erhoben. Das sind: Kohle, Erdgas, Erdöl und daraus gewonnene Treibstoffe wie Benzin, Kerosin und Diesel. Zur Einführungsphase des nationalen Emissionshandels in den Jahren 2021 und 2022 waren zunächst nur die Hauptbrennstoffe Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas mit einem CO2-Preis belegt, mit 25 Euro pro Tonne CO2. Die Bepreisung für die Verbrennung von Kohle und Abfällen folgte 2023.
Laut Gesetz ist der CO2-Preis auf folgende Strom- und Wärmequellen zu zahlen:
- Heizöl (Heizöl Standard Extraleicht, schwefelarm; Heizöl Super oder Premium Extraleicht, schwefelarm;
Bioheizöl (Kombination aus schwefelarmem Heizöl Extraleicht und nachwachsenden Rohstoffen))
- Erdgas
- Flüssiggas
- Fernwärme (sofern zur Erzeugung Erdöl oder Erdgas verbrannt wird)
- Benzin (alle Sorten)
- Diesel
- Flugbenzin (Kerosin)
- Braun- und Steinkohle
- Abfälle
Nachwachsende Brennstoffe wie Holzpellets und Biogas setzen zwar auch CO2 frei, sie werden aber in der Regel als klimaneutral bewertet. Ein CO2-Preis wird daher nicht fällig.
Wie hoch ist der Preis?
Unternehmen, die mit Heizöl, Erdgas, Benzin und Co. handeln, müssen einen Preis für jede Tonne CO2 zahlen, die bei der Verbrennung ihrer Produkte frei wird. Dazu kaufen die Unternehmen beim Bund Emissionsrechte in Form von Zertifikaten. Zur Einführung des Systems im Jahr 2021 lag der Preis pro Tonne CO2 bei 25 Euro. Zum Jahr 2022 stieg er auf 30 Euro, die im Jahr 2023 geplante Erhöhung auf 35 Euro wurde wegen der Energiekrise ausgesetzt. Seit dem 1. Januar 2024 sind 45 Euro zu zahlen. Im kommenden Jahr steigt der Preis letztmals, dann auf 55 Euro.
Ab 2026 werden die Zertifikate nicht mehr zum Festpreis verkauft, sondern versteigert – zunächst in einem Preiskorridor von 55 bis 65 Euro pro Tonne CO2. Zum Jahresbeginn 2027 startet dann der neue Europäische Emissionshandel für den Gebäudesektor und den Straßenverkehr (EU ETS 2). Der CO2-Preis bildet sich dann auf einem freien Handelsmarkt. Wie viel es kostet, eine Tonne Kohlenstoffdioxid auszustoßen, bestimmen von da an Angebot und Nachfrage.
Werden Strom und Wärme durch den CO2-Preis teurer für mich?
Die Unternehmen, die Emissionszertifikate erwerben müssen, geben diese Kosten an die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland weiter – also an dich. Sobald du fossile Brennstoff kaufst und verbrennst – sei es zum Heizen, Kochen oder zum Autofahren – zahlst du deinen Anteil am CO2-Preis. Weil das für die Konsumenten ähnlich wirkt wie eine Steuer, hat sich im Sprachgebrauch auch der Begriff CO2-Steuer etabliert. Wenn du beispielsweise Heizöl, Erdgas oder Fernwärme beziehst, ist auf den Rechnungen auch der Anteil der CO2-Kosten für das freigesetzte Kohlenstoffdioxid vermerkt.
Für 2024 liegt die Preiserhöhung gegenüber 2023 laut Bundesregierung bei schätzungsweise 0,33 Cent pro Kilowattstunde für Erdgas und um 4,8 Cent pro Liter für Heizöl. Ein Vier-Personen-Haushalt mit 20.000 Kilowattstunden Erdgasverbrauch würde das eine Steigerung von 66 Euro im Jahr bedeuten. Auch die Preise für Benzin und Diesel werden beeinflusst. Im Schnitt wird der Liter Treibstoff um 4,3 bis 4,8 Cent pro Liter teurer. Beispiel: Bei einem Benzinpreis von 1,70 Euro pro Liter und einer Fahrleistung von 15.000 Kilometer im Jahr kann der CO2-Preis rund 50 Euro im Jahr ausmachen.
Wer zahlt den CO2-Preis in einem Mietverhältnis?
Du mietest eine Wohnung oder ein Haus und heizt mit Erdgas, Erdöl oder Fernwärme? Dann zahlst du die CO2-Steuer anteilig, denn Immobilieneigentümerinne und -eigentümer müssen sich an den CO2-Kosten beteiligen. Je nachdem, wie energieeffizient das Gebäude ist, müssen Vermietende zwischen null und 95 Prozent der CO2-Kosten tragen. Eine Übersicht zum Verhältnis von Effizienzgrad zu Kostenverteilung findet sich im Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz (CO2KostAufG).
Kohlendioxidausstoß (in kg) des vermieteten Gebäudes oder der Wohnung pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr |
Anteil Mietende / Vermietende |
< 12 kg 12 bis < 17 kg 17 bis < 22 kg 22 bis < 27 kg 27 bis < 32 kg 32 bis < 37 kg 37 bis < 42 kg 42 bis < 47 kg 47 bis < 52 kg > = 52 kg
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100% Mietende / 0% Vermietende 90% Mietende / 10% Vermietende 80% Mietende / 20% Vermietende 70% Mietende / 30% Vermietende 60% Mietende / 40% Vermietende 50% Mietende / 50% Vermietende 40% Mietende / 60% Vermietende 30% Mietende / 70% Vermietende 20% Mietende / 80% Vermietende 5% Mietende / 95% Vermietende
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Tabelle 1: Einstufung der Gebäude oder der Wohnungen bei Wohngebäuden laut Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz (Quelle CO2KostAufG, Stand August 2024)
Wie kann ich meine CO2-Kosten senken?
Die Antwort ist erst einmal einfach: Indem du weniger fossile Brennstoffe nutzt. Konkret kannst du das durch mehrere kurz- und langfristig wirkende Maßnahmen erreichen:
- Saniere deine Immobilie: Wenn du deine Immobilie energetisch sanierst, kannst du deine CO2-Kosten massiv senken. Schon der Einbau neuer Fenster, die Dämmung von Fassade und Dach oder der Umstieg auf eine moderne Heiztechnik haben einen großen Effekt. Idealerweise baust du dein Heizsystem vollständig auf Erneuerbare Energien um, mit Hilfe von Photovoltaik, Solarthermie und/oder einer Wärmepumpe, die Ökostrom nutzt. So lassen sich die CO2-Kosten sogar auf null senken. Informationen hierzu gibt es bei unserer Energieberatung und unserem Solarberatungszentrum Treffpunkt Solar.
- Spare Energie im Alltag: Ob dir eine Immobilie gehört oder du zur Miete wohnst – mit deinem Energieverhalten hast du direkten Einfluss auf deine CO2-Emissionen. Versuche möglichst viel Energie beim Heizen zu sparen und gehe umsichtig mit Warmwasser um. So kannst du deinen Energieverbrauch nachhaltig senken. Hilfreiche Tipps rund ums Energiesparen haben wir dir hier zusammengestellt.
- Fahre weniger Auto: Wenn du dein Auto mit Verbrennungsmotor öfter einmal gegen den Bus, die Bahn oder Fahrrad eintauschst, schonst du das Klima und deinen Geldbeutel. Auch der Umstieg auf eine E-Auto ist eine Möglichkeit dem CO2-Preis auf Benzin und Diesel zu entgehen.
Energie-Lexikon: Emissionen
In der Energiewelt versteht man unter Emissionen vor allem klimaschädliche Schadstoffe, die bei der Verbrennung von Erdgas, Heizöl oder Restmüll freiwerden. Das ist vor allem Kohlenstoffdioxid (CO2), aber auch andere Gase wie Methan (CH4) tragen dazu bei, dass sich der Treibhauseffekt in der Erdatmosphäre weiter verstärkt. Laut Umweltbundesamt sind die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland 2023 gegenüber dem Vorjahr um 10,1 Prozent gesunken. Das entspricht einer Minderung um 46,1 Prozent im Vergleich zum internationalen Referenzjahr 1990. Fossile Brennstoffe sind mit 85 Prozent die bedeutendste Quelle für klimaschädliche Emissionen.