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Unsere Gebärdensprachdolmetscherinnen: alles, nur nicht sprachlos

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Sie gehören bei unserer Betriebsversammlung ganz selbstverständlich dazu: Zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen vermitteln dem gehörlosen Teil unserer Belegschaft gestenreich und mit vollem Fingereinsatz das Gesagte – und das könnten sie sogar auf Kölsch.

Inuits kennen 100 Wörter für Schnee. Diese Aussage ist so beeindruckend wie falsch. Denn bei genauer Betrachtung gibt es in den jeweiligen Inuitsprachen in etwa so viele Begriffe für Schnee wie in anderen Sprachen auch – also einige wenige. Umso beeindruckender ist die Tatsache, dass es eine Sprache auf über 300 Ausdrucksweisen für einen einzigen Begriff bringt: die Gebärdensprache. Die kennt, wie Forscher jüngst herausgefunden haben, annähernd 300 Gebärden für den Wochentag Montag. Ein Umstand, der die beiden Gebärdensprachdolmetscherinnen bei unserer nächsten Betriebsversammlung hoffentlich nicht in Verlegenheit bringt. Dort kommen sie nämlich wie gewohnt zum Einsatz und übersetzen das Gesagte mit zahlreichen Gebärden für den gehörlosen Teil unserer Belegschaft.

Vermittelt werden uns die Dolmetscherinnen von der SUKO-Rheinland. Diese ist, wie auch der Integrationsfachdienst Köln (IFD), ein Serviceangebot des Landschaftsverbands Rheinland. Der IFD berät behinderte Menschen, die Unterstützung am Arbeitsplatz benötigen. Ziel der Hilfe ist der Erhalt des Arbeitsplatzes.

5.000 Anfragen pro Jahr

„Wir haben im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun“, sagt Jürgen Reichelt, Teamleiter beim IFD und zuständig für die Gebärdensprachdolmetschenden. „2015 haben wir knapp 5.000 Anfragen von Firmen erhalten“, so Reichelt, „rund 2.800 Mal konnten wir erfolgreich vermitteln, die übrigen Anfragen mussten wir leider abweisen, da die Zahl der verfügbaren Dolmetscherinnen nicht ausreichte.“ Kein Wunder: An nur vier Universitäten kann man Gebärdensprachdolmetschen in Deutschland studieren. Dabei sind die Universität Hamburg und die Hochschule Magdeburg-Stendal in der Lehre laut Reichelt führend. Die SUKO-Rheinland kann aktuell ca. 90 Honorarkräfte für Einsätze im Arbeitsleben vermitteln. Der IFD beschäftigt darüber hinaus drei festangestellte Dolmetscherinnen.

Katja Büch (vorne rechts) mit ihrer Kollegin Petra Gerhardt während der Betriebsversammlung (Bild: RheinEnergie).

Bei unserer Betriebsversammlung übersetzen übrigens immer zwei Experten. Das ist immer dann der Fall, wenn eine Veranstaltung länger als 60 Minuten dauert. „Alles, was darüber hinausgeht, ist einfach zu anstrengend für eine Person“, sagt Reichelt. Das kann auch Katja Büch bestätigen. Die 32-Jährige ist regelmäßig bei uns im Einsatz. „Keine Übersetzung gleicht der anderen“, beschreibt Büch ihre Arbeit, „und hängt stark vom Thema ab. Komplexe Inhalte wie Geschäftszahlen und deren Zusammenhänge sind schwerer zu übersetzen als beispielsweise ein Kinderbuch auf der lit.COLOGNE.“

Keine universale Sprache

Wann die Zeit für einen Wechsel ist, spüren die Dolmetscherinnen sehr genau. In der Regel dauert eine Einheit zehn bis 15 Minuten. Dann bittet man die Kollegin unauffällig zu übernehmen. Außer bei der Betriebsversammlung unterstützen Büch und ihre Kolleginnen bei der RheinEnergie auch in Teambesprechungen oder bei Mitarbeitendengesprächen.

Die Gebärdensprache ist übrigens nicht universal, sondern von Land zu Land verschieden. Auch regionale Unterschiede wie Dialekte führen zu eigenen Gebärden. Vielleicht könnten wir die nächste Betriebsversammlung ja einmal komplett auf Kölsch abhalten? Unsere beiden Gebärdensprachdolmetscherinnen hätten damit vermutlich das geringste Problem.

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