Nach einem vermeintlichen Stromausfall begibt sich Gabriele R. auf Fehlersuche. Keine der Sicherungen im Gebäude hatte ausgelöst. Auch waren nur einzelne Räume in ihrer Wohnung von der Versorgung abgeschnitten. Ein mysteriöser Einzelfall?
Ein Tatort ohne Strom
Der Tatort endete für Gabriele R. an einem Sonntag abrupt: „Gegen 21:15 Uhr ging der Fernseher aus und ich saß plötzlich im Dunkeln“, beschreibt die 48-Jährige ihren Fernsehabend. Das Licht in Flur und Badezimmer konnte sie zu diesem Zeitpunkt problemlos einschalten. Auch die Geräte in diesen Zimmern funktionierten einwandfrei. Die Küche hingegen blieb wie das Wohnzimmer dunkel.
„Ich bin dann sofort zum Sicherungskasten gegangen und habe die Sicherungen kontrolliert. Die waren aber allesamt noch drin.“
Als nächstes kam der Informatikerin die Hauptsicherung im Keller des Mehrfamilienhauses als mögliche Fehlerquelle in den Sinn. Aber auch dort war alles intakt.
„Dass meine halbe Wohnung mit Strom versorgt war und die andere Hälfte nicht, ohne dass eine Sicherung rausgeflogen war, das kannte ich noch nicht.“
Auf dem Rückweg in ihre Wohnung kam Gabriele R. des Rätsels Lösung dann etwas näher. Denn im Treppenhaus traf sie zwei Nachbarn. Diese waren von ihrer Babysitterin über den Stromausfall informiert worden und hatten daraufhin den Heimweg angetreten. Die beiden wussten zu berichten, dass unser Entstördienst vor dem Gebäude bereits zugange war. Die Fehlerquelle für die merkwürdige Stromversorgung lag also außerhalb des Gebäudes.
Doch was war geschehen?
Ein Wohnhaus wird grundsätzlich über drei spannungsführende Außenleiter, sogenannte Phasen, mit Strom versorgt. Diese werden vor Ort in der Hausinstallation dann in verschiedene Stromkreise überführt. Auf diese Weise lässt sich die Belastung für das System gleichmäßig verteilen. Im vorliegenden Fall war einer der drei Außenleiter vor dem Gebäude defekt. Wenn das der Fall ist, ist ein Teil des Gebäudes unversorgt.
Der Dreiphasen-Wechselstrom (auch Drehstrom oder Starkstrom genannt) wird über drei spannungsführenden Außenleiter transportiert, die heute als L1, L2 und L3 bezeichnet werden. Die frühere Bezeichnung lautete R, S und T wie im Bild oben zu sehen.
Leistungsstarke Geräte wie Elektroherde oder Durchlauferhitzer, die alle drei Leitungen benötigen, funktionieren dann nicht mehr richtig und schalten sich ab. Mit den Geräten verabschiedet sich dann auch der mit ihnen verbundene Stromkreis. Normale Steckdosen sind nur an eine Phase angeschlossen. Es kann also vorkommen, dass beim Ausfall eines Außenleiters die leistungsfähigen Geräte im Gebäude nicht mehr funktionieren, Steckdosen und Lampen hingegen über eine noch intakte Phase versorgt werden und einsatzbereit sind. Genau das war hier der Fall gewesen.
Gabriele R. konnte ihren Fernsehabend schließlich fortsetzen.
„Die RheinEnergie hat das Problem schnell gelöst. Den Tatort habe ich später in der Mediathek zu Ende geschaut.“