Das letzte Gruppenspiel bestreitet die deutsche Fußballnationalmannschaft am 23. Juni in Frankfurt/Main gegen die Schweiz. Bevor es in die K.o.-Phase des EM-Turniers geht, haben wir zum Energiehaushalt der Eidgenossen einige interessante Zahlen und Fakten zusammengetragen.
Für die Energiegewinnung in der Schweiz führt kein Weg am Wasser vorbei. Besser gesagt: Die vielen Wasserwege und die hohen Niederschlagsmengen im Land führten dazu, dass bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Ausbau der Wasserkraftnutzung begonnen wurde. Nach einer massiven Steigerung zwischen 1945 und 1970 produzieren heute über 700 große und mittelgroße Wasserkraftwerke etwa 37,2 Terrawattstunden (TWh) Strom jährlich, das sind 56,6 Prozent der gesamten Stromproduktion. Außerdem sorgen viele kleine, öffentlich geförderte Wasserkraftwerke für weitere Strommengen. Tendenziell wird die Stromerzeugung aus Wasserkraft weiter steigen, wenn auch nicht beträchtlich: Bis 2050 soll die Produktion auf 38,6 TWh ausgebaut werden. Diese relativ geringe Steigerung zeigt, dass das Potenzial der Wasserkraft in der Schweiz schon heute zu mehr als 95 Prozent ausgeschöpft ist.
Wasserkraft sorgt für Probleme
Auch wenn die Stromgewinnung durch Wasserkraft kaum Emissionen erzeugt, sind ihre Auswirkungen auf die Ökologie des Landes nicht unproblematisch. Fließgewässer werden dafür häufig entweder gestaut oder umgeleitet, was für den Zustand von Flüssen und Bächen sowie die Vielfalt von Flora und Fauna entlang der Gewässer meist katastrophale Folgen hat. Außerdem hat die Gesundheit der Gewässer direkten Einfluss auf die Trinkwasserqualität. Zwar sollen bei künftigen Modernisierungen und Ausbauten von Wasserkraftwerken ökologische Aspekte eine wichtige Rolle spielen, gänzlich verhindern lassen sich negative Einflüsse der Wasserkraft auf den Zustand der Gewässer aber nicht.
Ende der Kernenergie in Sicht
Das zweite Standbein des schweizerischen Stromhaushalts ist die Kernenergie. 2023 produzierten die seit 2020 verbliebenen vier Kernkraftwerke (KKW) des Landes 23,3 TWh, das bedeutet einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Wie Deutschland plant auch die Schweiz, aus der Kernenergie auszusteigen. Bis Mitte der 2040er-Jahre sollen alle KKW stillgelegt sein. Die ältesten, heute noch betriebenen schweizerischen KKW stammen aus den 1970er-Jahren, darunter ein Siedewasserreaktor. Dieser Typ gilt als besonders störanfällig: In Deutschland befindet sich von ehemals neun Siedewasserreaktoren heute keiner mehr in Betrieb.
Sonne und Wind steigern sich langsam
Die klassischen erneuerbaren Energiequellen Photovoltaik und Windkraft spielen in der Schweiz noch nachrangige Rollen, ihr Anteil an der Stromerzeugung steigt aber: 2022 trugen sie noch 9 Prozent zur Gesamtmenge des produzierten Stroms bei, 2023 waren es schon 11 Prozent. Dieser Wert muss aber noch kräftig anziehen, denn bei der Stilllegung der schweizerischen Kernkraftwerke erwarten Experten eine Stromlücke von etwa 40 TWh, die weitgehend aus diesen Energiequellen geschlossen werden muss.
Auf Importe angewiesen
Bis auf weiteres wird die Schweiz auf jeden Fall ein Energieimporteur bleiben. Traditionell gibt es in dem Land im Winter ein strukturelles Stromversorgungsdefizit. Dann produziert die Schweiz zu wenig Strom, um den Verbrauch von Privathaushalten, öffentlicher Infrastruktur und Industrie zu decken. Noch bedeutsamer als Strom sind für die Energienutzung der Schweiz aber Erdölprodukte, die 43 Prozent des gesamten Energieverbrauchs ausmachen und ebenso wie Erdgas vollständig importiert werden müssen. Die Nation mit dem größten Rohöl-Liefervolumen in die Schweiz ist Nigeria mit 39 Prozent, gefolgt von den USA mit 32 Prozent und Libyen mit 25 Prozent.