Viele Windräder in Deutschland sind in die Jahre gekommen und müssen abgebaut werden. Denn nach 20 Jahren erlischt deren Betriebserlaubnis. Vor allem die mit Glasfasern verstärkten Kunststoffflügel sind nur schwer zu recyceln. Ein Bremer Unternehmen hat nun eine effiziente Methode entwickelt, um das Material sinnvoll zu nutzen (Bild: AdobeStock).
Wenn wir Deutschen eins können, dann ist es mülltrennen und recyceln. Laut einer Studie der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD) wird in keinem anderen Land der Welt mehr sortiert, getrennt und wiederverwertet als bei uns – nämlich immerhin bis zu 65 Prozent unseres Haushaltsmülls. Zum Vergleich: Chile und die Türkei, die sich in der Studie den letzten Platz teilen, recyceln nur 1 Prozent ihres Mülls, die restlichen 99 Prozent landen auf riesigen Deponien.
Lösung für Recycling-Problem gefunden
Dem Bremer Unternehmen „neocomp“ ist der Recycling-Weltmeistertitel aber nicht genug. Denn was im Kleinen mit Joghurtbechern, Milchtüten und Co. geht, das muss doch auch im Großen gehen. Die Spezialisten für die Entsorgung von Glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) recyceln seit Neuestem nichts Geringeres als riesige Windräder. Deren ausrangierte Flügel landeten bisher zumeist in Müllverbrennungsanlagen. Der Grund: Die in ihnen verbauten Verbundwerkstoffe lassen sich nur schwer wieder voneinander trennen. Dank der Experten aus Bremen müssen die Flügel nun aber nicht mehr verbrannt werden, sondern werden selbst zu Brennstoff.
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Und das geht so: Noch vor Ort werden die bis zu 65 Meter langen Flügel mit einer Diamantsäge in kleine Stücke geschnitten und in Containern zur Aufbereitungsanlage gebracht. Dort vermischen die Recycling-Experten die Einzelteile mit Reststoffen aus der Papierindustrie und zerhacken diese so lange, bis nur noch kleine Schnipsel übrigbleiben. Diese Mischung hat einen so hohen Heizwert, dass Zementwerke ihn als Ersatz für fossile Brennstoffen nutzen. Und es kommt sogar noch besser: Beim Verbrennen fällt Glasfaser-Asche an, die Silizium erhält. Mit diesem kann der Sand ersetzt werden, der zum Herstellen von Zement benötigt wird.
Besser kann ein Recycling-Kreislauf nicht aussehen: Aus alten Windradflügeln entsteht erst Brennstoff und dann Zement, mit dem die Fundamente für neue Windräder gebaut werden. Weltmeistertitel definitiv verdient, würden wir sagen!
Warum muss überhaupt recycelt werden?
- Windräder könnten zwar noch sehr viel länger klimafreundlichen Strom produzieren, dürfen es aber nur 20 Jahre lang – so lange ist ihre Betriebszeit laut einer Richtlinie des „Deutschen Instituts für Bautechnik“ ausgelegt.
- Daher erreichen viele Anlagen der ersten Generation schon bald ihr Rentenalter. Zudem fallen viele Altanlagen ab Januar 2021 aus der EEG-Förderung. Aus diesem Grund werden einige Anlagen ins Ausland verkauft, andere werden weiterbetrieben – sofern der Strompreis dies zulässt.
- Alle anderen müssen vom Betreiber rückgebaut werden, wobei sich nur rund 10 Prozent der verbauten Materialien nicht recyceln lassen.