Ob hoher Energieeinsatz bei der Kunstschneeproduktion oder die zumeist umweltschädliche Anreise per Auto – der Wintertourismus steht nicht im Ruf, besonders nachhaltig zu sein. Mittlerweile setzen immer mehr Skigebiete in den Alpen auf nachhaltige Konzepte. Wir stellen euch einige der "grünen" Ansätze vor.
Ein Winter ohne Ski- oder Snowboardfahren? Für viele undenkbar, denn was gibt es Schöneres als unberührte Pisten, die vor schneebedeckten Gipfeln in der Sonne glitzern? Dass dieser Glitzer-Schnee dank des fortschreitenden Klimawandels oft nicht aus den Wolken, sondern aus Schneekanonen kommt, darüber denkt kaum jemand von uns nach. Sollten wir aber, denn pro Hektar Kunstschnee wird jährlich etwa eine Million Liter Wasser verbraucht, was ungefähr dem Bedarf einer Großstadt wie Hamburg entspricht. Ein weiteres Problem sind die Massen an Skitouristen. Jedes Jahr reisen etwa 45 bis 50 Millionen Wintersportler in die Alpen – meistens mit dem Auto. Experten schätzen, dass circa 85 Prozent des CO2-Ausstoßes im Wintertourismus allein auf die Anreise im Auto zurückzuführen sind.
Bevor ihr jetzt aber völlig den Spaß am Skifahren und Boarden verliert, stellen wir euch ein paar der nachhaltigsten österreichische Skiorte vor, in denen ihr Pistenspaß ohne schlechtes Gewissen erleben könnt. Und das Beste: Dank ihrer Nähe zu Deutschland könnt ihr alle Orte ganz entspannt mit der Bahn erreichen und so bereits bei der Anreise etwas fürs Klima tun.
Kitzbühel und Ramsau am Dachstein: Schnee von gestern
Kaum zu glauben, aber die Kitzbüheler haben tatsächlich eine Methode gefunden, Altschnee bis in den nächsten Winter zu konservieren. Nach Ende der letzten Skisaison haben Pistenraupen in einem Pilotprojekt 25.000 Kubikmeter der weißen Pracht auf einem Berg zusammengeschoben. Um den Schnee zu schützen wurde er mit Isolierplatten, Silofolie und uv-abweisendem Flies luft- und wasserdicht abgedeckt. Mit überraschendem Erfolg: Nur 20 Prozent des riesigen Schneehaufens waren bis zum nächsten Skistart geschmolzen. Mit dem Rest wurden die Pisten für die neue Saison präpariert.
Ähnlich macht dies auch die Skiregion Ramsau am Dachstein. Um zu Beginn der Saison möglichst wenig künstlich beschneien zu müssen, wird hier bereits seit einigen Jahren Schnee unter einer Schicht Hackschnitzel und einer Spezialplane bis zum nächsten Winter gelagert – und zwar mit gleichem Erfolg wie in Kitzbühel.
Skiwelt „Wilder Kaiser“: Erster Solarlift der Welt
Das Tiroler Skigebiet „Wilder Kaiser“ ist ein Zusammenschluss aus neun Orten, die Spaß auf 280 Pistenkilometern versprechen. Damit ist die Skiwelt nicht nur eines der größten Wintersportgebiete Österreichs, sondern auch eines der klimafreundlichsten. Seit 2008 ist hier mit dem „Brixner Sonnenlift“ der erste Solarlift der Welt im Einsatz, viele andere Bergbahnen nutzen die Abwärme fürs Beheizen der Station oder angeschlossener Restaurants. Und auch die Anreise-Problematik wurde hier erkannt. Daher wird belohnt, wer mit dem Elektroauto ins Skigebiet kommt: Der Kauf einer Liftkarte erlaubt zugleich das kostenlose Strom tanken.
Werfenweng im Salzburger Land: Mini-Skiort mit Mega-Ideen
Auch die beiden großen Skiorte Zell am See und St. Anton tun etwas fürs Klima: Während ersterer den Strom für seine Bergbahnen zu 100 Prozent aus Wasserkraftwerken in unmittelbarer Nähe bezieht, garantiert St. Anton chemiefreien Kunstschnee. Dieser besteht nämlich nur aus Trinkwasser und Luft und es werden ihm keine Proteine zugesetzt, wie in den meisten anderen Skigebieten. Ein weiterer Pluspunkt: Das Schmelzwasser des natürlichen Kunstschnees fließt im Frühjahr in Bäche und Flüsse, die die Energiegewinnung im Tal unterstützen.
Wohin auch immer es euch und eure Bretter zieht: Wir wünschen euch viel Spaß, super Schnee und passt gut auf euch – und eure Umwelt – auf!