Licht auf Knopfdruck ist für uns selbstverständlich, in vielen Armenvierteln dieser Welt aber die Ausnahme. Eine grandiosen Erfindung schafft nun Abhilfe und versorgt auch die Ärmsten mit Licht – ganz ohne Strom.
Halogen oder LED, warmweiß oder tageslichtweiß, E14- oder E27-Sockel? Die Möglichkeiten, unser Zuhause zu beleuchten, sind zahlreich. In diesem Zusammenhang kreisen unsere Fragen in der Regel um das Design der Lampen oder die Auswahl des günstigsten Leuchtmittels. Ob Licht vorhanden ist oder nicht, stellen wir nur selten infrage. Warum auch? Die Lampen leuchten auf Wunsch so selbstverständlich, wie am nächsten Morgen die Sonne aufgehen wird.
Licht auf Knopfdruck ist für viele Menschen die Ausnahme. Oft fließt in den Armenvierteln der Welt nur unregelmäßig Strom oder schlimmer: Sie sind nicht an das Stromnetz angeschlossen. Wo wenig Strom fließt, leuchten nur selten Lampen. Die Bewohner behelfen sich mit kostspieligen – und brandgefährlichen – Kerzen oder betreiben kleinere Lampen mit Batterien. Auch tagsüber. Denn die dicht an dicht gebauten Wellblechhüten in den Slums haben nur selten Fenster.
Not macht bekanntlich erfinderisch: Als der brasilianische Mechaniker Alfredo Moser 2002 in seiner Werkstatt in São Paulo mal wieder ohne Strom dastand, bohrte er kurzerhand ein Loch in die Decke seiner kleinen Wellblechhütte. Dadurch strömte anschließend zwar Licht. Allerdings fielen die Strahlen zu stark gebündelt ein. Auch mehrere Löcher konnten das Problem nicht beheben. An vernünftiges Arbeiten war nicht zu denken. Schließlich befüllte Moser, einer Eingebung folgend, eine alte Plastikflasche mit Wasser und gab einen Schuss Bleichmittel hinzu, damit keine Algen darin wachsen.
Dann steckte er die Flasche durch eines der Löcher in der Decke, so dass sie halb aus dem Dach heraus- und halb in die Werkstatt hineinragte. Das einfallende Sonnenlicht brach sich im Wasser und erzeugte im Innern der Hütte einen 360-Grad-Lichtschein, der annähernd so hell war wie der einer 60-Watt-Glühbirne. Mosers Nachbarn waren begeistert von der cleveren Erfindung und bauten sie nach.
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Über die Grenzen der brasilianischen Favela hinaus schaffte es das Flaschenlicht aber erst im Jahr 2011. Der MIT-Absolvent Illac Diaz suchte damals nach einem Weg, um Hütten in einem Armenviertel in Manila mit günstigen Lichtquellen auszustatten. Dabei stieß er auf Mosers Flaschenlicht und verbreitet es seitdem unterstützt von Freiwilligen und Sponsoren mit der von ihm gegründeten MyShelter Foundation. Mittlerweile wurden weltweit mehr als 200.000 Flaschenlichter verbaut, bis Ende 2015 sollen es eine Million sein. Das Geld, das die Bewohner nicht mehr für Strom, Kerzen oder Batterien ausgeben müssen, bleibt ihnen für Lebensmittel oder andere dringend benötigte Produkte.
Inzwischen verbreitet die MyShelter Foundation zusätzlich erfolgreich ein neues Modell der Flaschenlampe. Zusammen mit Solarzelle, Leuchtdiode und Batterie strahlt diese Weiterentwicklung auch bei Nacht – ein echter Mehrgewinn.