Auf unseren Standort Zugweg sind wir mit Recht stolz. Das Gebäude-Ensemble gehört zu den schönsten in Deutschland. Es beherbergt unser zweites Wasserwerk und das heutige Heizwerk. Ganz nebenbei ist der Zugweg die Wiege der modernen Stromproduktion in Deutschland.
Kohle, Dampf und ein Ungetüm aus Stahl brauchte es, um am 1. Oktober 1891 die erste durchgängige Stromlieferung Deutschlands zu ermöglicHen. Der Strom kam aus unserer „Centralstation“ am Zugweg, wurde in einer wuchtigen Dampfmaschine erzeugt und sorgte fortan in Teilen Kölns für die öffentliche Beleuchtung. Knapp drei Wochen zuvor, am 12. September 1891, hatte es bereits eine erfolgreiche Probelieferung gegeben. Die ging in den nahe gelegenen Volksgarten und erhellte dort im wahrsten Sinne des Wortes den 21. Deutschen Juristentag.
Das Versorgungsgebiet des Wechselstrom-Kraftwerks am Zugweg erstreckte sich zu Beginn im Wesentlichen auf die Altstadt und die Ringe. Angeschlossen waren neben Teilen der öffentlichen Beleuchtung Firmen, die mit dem gelieferten Strom kleinere Motoren betrieben. Zudem bezogen einige Haushalte Strom, um damit Lampen zu betreiben. Der war allerdings ein echtes Luxusprodukt: Ein Anschluss kostete rund 250 Mark im Jahr – immerhin ein Viertel eines damaligen Jahreslohns. Die Kilowattstunde kostete 80 Pfennig (heute: 24,69 Cent). Vergleicht man die Leistung unserer „Centralstation“ mit der unseres neuen Heizkraftwerks Niehl 3, so sieht man deutlich die technische Entwicklung: 1,2 Megawatt vs. 450 Megawatt (MW).
300 Straßenbahnpferde arbeitslos
Die Leistung reichte schon damals schnell nicht mehr aus. Neue Stadtteile waren zu versorgen, weitere Elektromotoren im Handwerk und in der Industrie sowie zusätzliche Lampen im öffentlichen und privaten Bereich benötigten Strom. Im Oktober 1901 nimmt zudem die erste elektrische Straßenbahn in Köln ihren Betrieb auf. Die ist fortan der beste Kunde und verbraucht 1903 mit 6.900 MW rund 62 Prozent des in der Südstadt produzierten Stroms. Die 300 Straßenbahnpferde, die bis dahin die Bahnen gezogen hatten, fielen dem Fortschritt zum Opfer und waren arbeitslos.
Nach zahlreichen Erweiterungen und Umbauten produzierte der Zugweg 1909 für die damals 6.078 „Abnehmer“ rund 26.400 MW Strom. Davon entfielen 49 Prozent auf die Verkehrsbetriebe. Erstmals überschritt der private Stromverbrauch den der Straßenbahnen. 1926 wurde die veraltete Wechselstrom-Erzeugungsanlage stillgelegt und erneuert. Nach einem weiteren Umbau versorgte die Anlage die Kölner Innenstadt ab Oktober 1966 zusätzlich mit Fernwärme. Heute noch dient sie uns als Heizwerk. Und nach wie vor sind wir Stolz auf unsere denkmalgeschützte „Perle der Kölner Südstadt“.