Turbinen in Trinkwasserleitung: Sauberer Strom aus der Röhre

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In einer Haupttrinkwasserleitung der amerikanischen Stadt Portland fließt seit kurzem neben Wasser auch Strom. Den erzeugen in die Röhre eingesetzte Turbinen mithilfe der Wasserkraft. Doch die smarte Technik kann noch mehr (Foto: Lucid Energy).

Alles ist im Fluss! Diese Weisheit gilt für den Powell Boulevard in Portland, einer Stadt mit rund 600.000 Einwohnern im Nordwesten der USA, ganz besonders. Während auf der Straße der Verkehr fließt, rauscht unterirdisch Trinkwasser durch eine der Hauptwasserleitungen. So weit, so normal. Was Autofahrer und Fußgänger nicht sehen: In einem Teilstück der Leitung wurden Spezialrohre des ortsansässigen Startup-Unternehmens Lucid Energy verbaut. Diese sind mit Turbinen ausgestattet, die die Fließgeschwindigkeit des Wassers zur Stromerzeugung nutzen. Außerhalb der Rohre liegende Generatoren speisen die Energie ins Netz ein.

Pro Jahr liefern die vier hintereinander angeordneten Turbinen rund 1.100 Megawattstunden Strom. Mit der Ausbeute eines konventionellen Wasserkraftwerks kann die Menge zwar nicht mithalten. Immerhin 150 Haushalte lassen sich mithilfe der cleveren Röhren aber mit Elektrizität versorgen. „Im Gegensatz zu Solar- und Windkraftanlagen ist unser Systems unabhängig von Wettereinflüssen“, beschreibt Gregg Semler, Chef von Lucid Energy, die Vorteile des Systems. Denn der Strom aus Wasserleitungen fließt auch dann, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint.

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Negative Auswirkungen auf die Wasserqualität oder die Fließgeschwindigkeit haben die Turbinen laut Lucid Energy nicht. Damit sich die Anlage rechnet, wird sie an Stellen eingesetzt, wo das Wasser aufgrund eines natürlichen Gefälles fließt und nicht gepumpt wird. Dabei ist der Einsatz keineswegs auf Wasserleitungen beschränkt. Auch in Abwasserkanälen könnten die Rohre eingesetzt werden. Die Größe der Turbinen lässt sich problemlos an die der Leitungen anpassen. Ausgestattet mit modernster Mess- und Steuerungstechnik lassen sich die Turbinen individuell an die Fließgeschwindigkeit des Wassers anpassen. Sensoren überwachen zudem den Druck in den Leitungen. Positiver Nebeneffekt: Auch Wasserrohrbrüche kommen schnell ans Licht.

Einsatz in Köln nicht möglich


Dr. Matthias Schmitt, Leiter unserer Hauptabteilung Wasser, schließt den Einsatz der Rohre in Köln aber aus: „Bei uns ist das für den Betrieb notwendige Gefälle nicht gegeben. Zudem bin ich der Meinung, dass in eine Leitung, in der ein so wichtiges Lebensmittel wie Wasser transportiert wird, nichts reingehört, also auch keine Turbinen.“

Im kalifornischen Riverside liefert ein kleineres Turbinenprojekt von Lucid Energy bereits seit 2012 sauberen Strom für die nächtliche Straßenbeleuchtung. In Portland wird das System derzeit getestet. Ab März dieses Jahres soll es dann die volle Leistung liefern.

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