02.05.2017 Adrian

Diese Strommasten sind echte Hingucker

Das Modell "Helix" stammt vom schwedischen Designbüro ANBArch (Bild: GridExpo).

Beliebt sind sie nicht, aber ziemlich praktisch: Mit Überlandleitungen lässt sich Strom relativ preiswert über weite Strecken hinweg transportieren. Die Energiewende macht den Ausbau der Stomnetze und damit den Bau etlicher neuer Masten erforderlich – und die könnten, wie aktuelle Entwürfe zeigen, richtig gut aussehen.

 

Einst galten Strommasten als stählerne Zeichen des Fortschritts und waren als solche vor allem in ländlichen Gebieten gerne gesehen. Diese Einstellung hat sich grundlegend geändert. Heutzutage formieren sich vielerorts Bürgerinitiativen gegen den Bau neuer Masten und machen den Netzbetreibern das Leben schwer.

Netzausbau dringend erforderlich

Dabei macht die in Windeseile voranschreitende Energiewende einen Netzausbau und damit neue Strommasten erforderlich. Denn der Strom aus CO2-erzeugenden Kraftwerken soll künftig eine immer geringere, der aus Kernkraftwerken ab dem Jahr 2022 bundesweit gar keine Rolle mehr spielen.  Strom aus regenerativen Quellen soll den Rückgang ausgleichen.  Doch die Sache hat einen Haken: Noch vor wenigen Jahren wurde der Strom vornehmlich in leistungsfähigen Kraftwerken dort erzeugt, wo er auch verbraucht wurde. Die Produktion Erneuerbarer Energie erfolgt in der Bundesrepublik hingegen überwiegend kleinteilig und dezentral und macht so den Stromtransport über weite Strecken hinweg zu den Endverbrauchern erforderlich. Auch der in großen Mengen im Norden Deutschlands erzeugte Strom aus Windenergie muss seinen Weg über hunderte Kilometer hinweg in die Ballungszentren im Westen und Süden Deutschlands  finden. Zusätzlich machen die großen Offshore-Windparks vor der deutschen Nordseeküste den Bau leistungsfähiger Trassen notwendig. 

  • "Helix" ist vor allem bei Nacht ein echter Hingucker. Entwickelt haben das Modell die schwedischen Designer von ANBArch. Helix fügt sich gut in die Landschaft ein und dürfte auch im urbanen Umfeld punkten (© GRID EXPO).

  • Fügt sich perfekt in die Landschaft ein: die "Mirrow Wall" von Erik Bystrup. Die Oberfläche besteht aus poliertem Edelstahl und bildet ähnlich wie ein Spiegel die umliegende Landschaft ab (© GRID EXPO).

  • Wirkt animalisch: das Modell "Arphenotype" von Dietmar Köring GRID EXPO).

  • Der Südkoreaner Yong-Ho Shin konnte mit dem Modell "Superstring" 2008 bei einem isländischen Wettbewerb den zweiten Preis einheimsen. Die Form des 27 Meter hohen Masts ist nicht nur ansehnlich, sondern auch praktisch. Denn die Form ist besonders windschnittig und kann so auch extremen Wetterlagen trotzen (© GRID EXPO).

  • Auf das Wesentliche reduziert: der Strommast "Germogli" (© GRID EXPO).

  • Der "Stealt Pylon" verschmilzt nahezu mit der ihn umgebenden Landschaft. Auch hier sorgt polierter Stahl mittels Spiegelungen für den Effekt. Ein weiterer Entwurf aus dem Hause Bystrup (© GRID EXPO).

  • "Flower Tower" heißt dieser Entwurf von Gustafson Porter (© GRID EXPO).

  • Gleicher Name, anderes Konzept: Der "FLOWERtower" von W+M Architectes erinnert an eine Schlingpflanze. Durch seine Form wirkt er futuristisch und natürlich zugleich (© GRID EXPO).

  • 2in1: Das Modell "Iceland Pylon" taugt nicht nur als Strommast. Integriert ist auch eine 380.000 kWh Windturbine. Entworfen hat das Modell der Chinese Tony Leung (© GRID EXPO).

  • Dieses Modell trägt den Namen "Icelandic Curve". Das Design stammt aus der Feder der Berliner Architekten von magma architecture (© GRID EXPO).

  • Die "Migrant Masts" von Rever & Drage Architects muten düster und fragil an. Die grazilen Beine bestehen aus Holz. Die mit LEDs beleuchteten Kuben auf der Spitze sind echte Hingucke (© GRID EXPO).

  • Ein weiterer Entwurf von Erik Bystrup: das Modell "T-Pylon". Mit einer Höhe von 32 Metern und einem Gewicht von 20 Tonnen fällt es im Vergleich zu den üblichen Hochspannungsmasten bescheiden aus (© GRID EXPO).

  • Gitter einmal anders: Das Model "Twist" der dänischen Architekten Andersen & Sigurdsson ist eine Hommage an die umliegende Landschaft. Der Mast soll einer Figur in Bewegung gleichen und so der sich ebenfalls ständig verändernden Landschaft Respekt zollen  (© GRID EXPO).

Mit SuedLink treiben die Netzbetreiber TenneT und TransnetBW aktuell das ambitionierteste Projekt in Sachen Netzausbau voran. Die „Hauptschlagader“ der Energiewende soll von Schleswig-Holstein nach Bayern einmal quer durch die Republik führen. Entlang des Streckenverlaufs regten sich in der Verganheit immer wieder Proteste. Anwohner führten neben gesundheitlichen Risiken, die von Hochspannungsleitungen ausgehen könnten, unter anderem den Wertverlust von Immobilien und die Verschandelung der Landschaft als Gründe gegen das Vorhaben auf. Die Proteste hatten Erfolg: Mittlerweile gelten für Gleichstromleitungen wie SuedLink neue Planungsvorgaben. Statt als Freileitung sollen sie vorrangig als Erdkabel realisiert werden.

2in1: Das Modell "Iceland Pylon" taugt nicht nur als Strommast. Integriert ist auch eine 380.000 kWh Windturbine Foto: GRID EXPO).

Das Freileitungen richtig gut aussehen können, beweisen Guido Axmann und Antonella Battaglini vom Berliner Think-Tank Thema1 mit ihrem Projekt „GRID EXPO“. Nachforschungen hatten ergeben, dass Designer, Ingenieure  und Netzbetreiber schon seit Jahren an gefälligen Lösungen für Überlandleitungen arbeiten. Für eine Ausstellung haben die beiden Initiatoren gelungene Designstudien aus aller Welt zusammengetragen. Die Entwürfe zeigen: Strommasten können echte Hingucker sein. Das Projekt soll Menschen dazu animieren, sich verstärkt mit dem Thema Stromnetze und deren Ausgestaltung zu beschäftigen. 

 

Das Vorhaben könnte tatsächlich gelingen. Beim Anblick der Designermasten wäre es nicht verwunderlich, wenn Anwohner in Zukunft wieder Stolz auf die zukunftsweisenden Masten in ihrer Nachbarschaft wären.

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