In Bocklemünd hauchen wir alten Akkus aus Elektroautos neues Leben ein. Dort nämlich dienen sie in Zukunft als Ökostrom-Speicher und versorgen Elektrobusse der KVB mit Energie. Im April soll das Pilotprojekt „Multimodale Lademodul-Integration“ (MuLI) von der RheinEnergie, Ford und KVB in den Regelbetrieb gehen.
Bei so viel Masse kommt sogar die Polizei: Rund 56.000 Kilogramm wiegen die beiden Stromspeicher, die wir kurz vor Weihnachten von Dortmund nach Köln-Bocklemünd haben transportieren lassen. Per Schwertransport und mit Polizeibegleitung. Die beiden Speicher bilden das Herzstück des Pilotprojektes MuLi, das wir gemeinsam mit den KölnerVerkehrs-Betrieben (KVB) und Ford umsetzen.
500 Akkus als Speicher
In den Modulen speichern und verteilen wir künftig Ökostrom, der die Elektrobusse der KVB-Linie 126 an deren Endhaltestelle mit neuer Energie versorgen wird. Die Besonderheit: Als Speicher kommen ausrangierte Akkus aus Elektroautos der Firma Ford zum Einsatz. Knapp 500 sind es in Bocklemünd. Die Akkus der E-Autos werden routinemäßig ausrangiert, sobald sie nur noch 80 Prozent ihrer ursprünglichen Ladekapazität haben. Viel zu schade zum Wegwerfen. Das dachte sich auch Jörn Hansen von unserer Unternehmensentwicklung: „Wir wissen mittlerweile, dass die Akkus aus Elektroautos eine höhere Lebenserwartung haben, als ursprünglich gemutmaßt. Wir haben uns daher bei Ford erkundigt, ob man die Akkus für den stationären Einsatz nicht zu einem großen Speicher verbinden könne.“ Man kann.
Mit der KVB war schnell ein weiterer Partner gefunden. Denn das Unternehmen stellt immer mehr Linien in Köln auf den emissionsfreien Elektrobetrieb um. Perspektivisch lassen sich stationäre Speicher wie die in Bocklemünd auch zur Netzstabilisierung, Minimierung des Leistungsbezugs und optional als Regelleistungsreserve für lokale Stromnetze nutzen, so Hansen weiter.
Eine weitere Besonderheit der Module sei die Zuleitung des Stroms.
Die könne wahlweise über das 10-kV-Netz oder das Bahnstromnetz der KVB erfolgen, sagt Hansen. In Bocklemünd dienen die Module zunächst als stationäre Stromspeicher für drei Elektrobusse, die künftig auf der knapp 15 Kilometer langen Strecke der KVB-Linie 126 zwischen Chorweiler und Bocklemünd verkehren werden. Zusätzlich errichten wir neben den Ladepunkten für die Elektrobusse vier Ladepunkte zum Laden anderer Fahrzeugklassen wie Elektroautos.
Elektromobilität in die Fläche bringen
In der Folge des Projektes MuLI lassen sich gegebenenfalls weitere E-Mobilitäts-Hubs aufbauen, die dann zu einem weiteren Baustein der Ladeinfrastruktur-Landschaft in Köln werden. Eine Kombination mit Mobilstationen, in denen Sharing-Angebote gebündelt werden, ist denkbar. Mit MuLI ist die Vision verbunden, E-Mobilität in der Fläche auszurollen und so die notwendige Verkehrswende voranzubringen. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert das Vorhaben mit rund 1,87 Millionen Euro. Das Gesamtbudget des Projekts beträgt rund sechs Millionen Euro. Der Projektträger Jülich übernimmt die wissenschaftliche Betreuung und Dokumentation. In den Regelbetrieb geht es für die smarten Speicher nach einer feierlichen Inbetriebnahme im April dieses Jahres.