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Deep Dive hinter die Kulissen der RheinEnergie.

Let’s trade: Wie funktioniert eigentlich der Stromhandel?

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Aktienhandel findet an der Börse statt – in Frankfurt, New York oder Tokio. Neben Aktien wird aber auch Strom an der Börse gehandelt. Zum Beispiel an der Leipziger Energiebörse. Das Geschäft ist nicht minder kompliziert. Wir erklären euch die gängigsten Handelsformate.

Der DAX hat den Handelstag positiv beschlossen. Oft gehört, selten bedacht. Die Meldung lässt die in die Luft springen, die beruflich mit der Börse zu tun haben oder die versuchen, ihr Erspartes durch Aktiengeschäfte zu vermehren. Alle anderen dürfte sie, so wie mich, völlig kalt lassen.

Ganz anders verhält es sich bei meinen Kollegen von der RheinEnergie Trading. Denn Kurssprünge entgehen ihnen mit Sicherheit nicht. Dafür sorgt neben ihrer Profession nämlich eine ausgeklügelte Software. Die insgesamt 50 Mitarbeiter der Handelseinheit sind mit ihrer Hilfe Tag und Nacht unter anderem an den großen europäischen Strombörsen unterwegs. Bei der RheinEnergie Trading steht aber nicht nur die Vermarktung des Stroms aus unseren eigenen Kraftwerken im Fokus. Da sich der Energiepreis zu einem Großteil aus Steuern und Gebühren zusammensetzt, lassen sich Preisvorteile für unsere Kunden vor allem bei der Energieschaffung erzielen. Deswegen arbeitet die RheinEnergie Trading daran, Strom möglichst günstig zu beschaffen, denn desto preiswerter können wir ihn auch anbieten. Gleiches gilt für unsere Gaskunden: Auch sie profitieren von niedrigen Einkaufspreisen, die wir an sie weitergeben können.


Ein Monitor ist nicht genug: Mitarbeiter der RheinEnergie Trading beobachten den Markt (Bild: RheinEnergie).

Die für Deutschland wichtigsten Strombörsen sind die Leipziger Energiebörse (European Energy Exchange – EEX) und die Pariser EPEX (European-Power-Exchange). Liegt zwischen Kauf bzw. Verkauf und dem Liefertag nicht mehr als ein Tag, findet der Handel an der EPEX statt. Am sogenannten Spotmarkt können Markteilnehmer kurzfristig benötigte Mengen kaufen oder in Kraftwerken produzierten Strom verkaufen. Liegt der Lieferzeitpunkt in der Zukunft (sechs Jahre bis eine Woche) wird an der EEX auf Termin gehandelt.

Doch wie funktioniert der moderne Stromhandel genau? Wir erklären die gängigsten Strombörsen:

Der Terminhandel:
Lasst uns in die Futures schauen (EEX)

Beim Terminhandel lässt sich Strom mit einem Vorlauf von bis zu sechs Jahren ordern oder verkaufen. Die Besonderheit der Futures genannten Wertpapiere: Auf den Preis einigen sich Anbieter und Käufer schon beim Kauf. Die Papiere sind je nach Vorlauf als Monats-, Quartals- oder Jahres-Futures erhältlich und regeln exakt, welche Menge Strom zu welchem Preis und Zeitpunkt zu liefern bzw. abzunehmen ist. Der Terminhandel ermöglicht, sich gegen Preisänderungen am Markt abzusichern und ist eine gute Basis für langfristige Planungen. Ein Geschäft kommt an der Börse immer dann zustande, wenn ein vorliegendes Kauf- oder Verkaufsangebot von einem Börsenteilnehmer akzeptiert wird.

Kurz vor knapp: der Spotmarkt (EPEX)

Der Spotmarkt gliedert sich in zwei Teilmärkte, den Day-Ahead- und den Intraday-Markt. Über ihn lässt sich Strom auch kurzfristig beschaffen oder veräußern. Das ist häufig erforderlich, weil Produzenten und Konsumenten den tatsächlichen Strombedarf bzw. -verbrauch erst kurz vor dem Lieferzeitpunkt genau abschätzen können.

Auf dem Day-Ahead-Markt wird an der EPEX bereits am Vortag die Stromlieferung für jede Stunde des Folgetages in Auktionen ver- bzw. ersteigert. Die Gebote müssen dafür bis 12.00 Uhr des Vortags bei der Börse eingegangen sein. Anschließend ermittelt man aus Angebot und Nachfrage den Marktpreis für die jeweiligen Zeiträume des Folgetags. Bereits um 12.55 Uhr gibt die Börse die entsprechenden Zuschläge bekannt.

Ab 15.00 Uhr startet der Intraday-Handel. Geschäfte lassen sich dabei auch kurzfristig bis 45 Minuten vor dem Lieferzeitpunkt tätigen. Der Handel erfolgt kontinuierlich. Das heißt, es kommt immer dann ein Geschäft zustande, wenn ein der Börse vorliegendes Verkaufsangebot mindestens so hoch ist, wie ein zuvor abgegebenes Gebot. Die Lieferzeitfenster für den Strom sind verhältnismäßig kleinteilig und reichen von Viertelstunden- bis zu Stundenblöcken.

Regelleistungsmarkt: Alles ist im Lot

Stromentnahme und -einspeisung müssen zu jedem Zeitpunkt im Gleichgewicht sein. Entnimmt etwa eine Fabrik größere Mengen Strom aus dem Netz, muss ein Produzent die gleiche Menge zum selben Zeitpunkt einspeisen. Andernfalls könnten die Netze überlasten und es droht schlimmstenfalls ein Ausfall. In Deutschland sind die vier Übertragungsnetzbetreiber dafür verantwortlich, die Balance im Stromnetz aufrecht zu halten. Sie betreiben auch die deutschen Stromautobahnen, mit denen sie große Mengen Elektrizität über weite Strecken hinweg transportieren. Um die Netzstabilität zu gewährleisten, schreiben die Übertragungsnetzbetreiber auf dem Regelleistungsmarkt (einer Online-Plattform) die Menge an Strom aus, die sie zum jeweiligen Zeitpunkt benötigen könnten, um Schwankungen im Netz zu vermeiden. Die Stromproduzenten können ihrerseits Regelenergie anbieten und erhalten gegebenenfalls den Zuschlag. Die Balance im Netz sicherzustellen erfordert großes Geschick und viel Erfahrung.

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