Mit mehr als 15.000 Pflanzen hat das interne RheinEnergie-Start-up „RheinKlima“ eine Fassade an der RheinEnergie-Hauptverwaltung in Köln begrünt. Über das in Nordrhein-Westfalen einzigartige Projekt haben bereits das WDR-Fernsehen und die Kölnische Rundschau berichtet. Die Beiträge in den verschiedenen Medien beschäftigen sich vor allem mit den positiven Aspekten für unser Klima, die aus verbesserter Wärmedämmung und steigender Luftqualität resultieren. Verantwortlich für das Projekt sind Pia Placidi-Zumsande und Maria Holfelder. Uns hat Green-Building-Managerin Pia Placidi-Zumsande einige Fragen zur grünen Wand beantwortet.
RheinEnergieBlog: Welche Vorteile bietet die Fassadenbegrünung für das Klima?
Pia Placidi-Zumsande: Einfach ausgedrückt: Sie kühlt im Sommer, dämmt im Winter, erhöht die Luftqualität und fördert die Biodiversität.
Was bedeutet das konkret?
Fassadenbegrünungen schützen im Sommer die Wandfläche vor starker UV-Strahlung und Aufheizung und sorgen durch eine erhöhte Verdunstung von Wasser für eine entsprechende Abkühlung der nahen Umgebung. Im Winter ist es umgekehrt: Sie schützen vor Schlagregen und bieten eine zusätzliche Dämmwirkung. Gleichwohl binden die Pflanzen durch Fotosynthese Kohlendioxid, reichern die Luft mit Sauerstoff an und halten durch das Blattwerk schädliche Luftschadstoffe und Staub fest.
Auch optisch fällt die grüne Wand auf – gerade jetzt, wenn alles blüht.
Ja, sie ist in der Tat nicht nur ein proaktives „Employer Branding“, mit der die RheinEnergie ein Teil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und ihr Umweltbewusstsein für die Beschäftigten sichtbar nach außen trägt, sondern optisch ein echt überzeugender Eyecatcher. Viele Kolleginnen und Kollegen gehen sehr gerne an der Fassadenbegrünung vorbei, schätzen die Aufenthaltsqualität und nutzen den Bereich, um dort ihre Pause zu verbringen.
Wie halten die Pflanzen an der Wand?
Unsere Fassadenbegrünung am Parkgürtel ist als modulare „Living Wall“ gebaut worden – eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade. Somit haben Pflanzen und Bewässerung keinen Kontakt zum eigentlichen Baukörper; konstruktiv also eine Kaltfassade. Das hat den Vorteil, dass die Feuchtigkeit kontinuierlich abtransportiert und der Tauwasserpunkt nach außen verlagert wird. Ein weiterer Vorteil ist insbesondere die Nachhaltigkeit. Denn die Fassade lässt sich am Ende ihrer Lebensdauer geordnet zurückbauen, sortenrein trennen und wieder recyclen.
Die Grundlage der Begrünung sind Trägerplatten, also Pflanzkassetten aus recyceltem Kunststoff. Jede Kassette verfügt über 16 Pflanzlöcher mit einem Nährstoffmedium (anorganische Mineralwolle), die in der Gärtnerei auf Basis des entwickelten Fassadenentwurfs entsprechend bestückt und vorkultiviert wurden. Durch diese Struktur verfügen die Pflanzen über ein großes Volumen auf engem Raum. Die abschließende Fixierung dieser Pflanzkassetten erfolgte dann über eine Verschraubung an recycelten Alu-Trägerschienen.
Ist solch eine Begrünung auch für normale Ein- oder Mehrfamilienhäuser denkbar?
Grundsätzlich ja – sofern es sich um eine ausreichend tragfähige Hauswand handelt und die Bereitschaft für die Investition besteht. Zu empfehlen ist allerdings, dieses bereits in der Bauplanung zu integrieren. Denn eine wandgebundene Fassadenbegrünung wird in der Regel durch ein automatisches Bewässerungssystem versorgt. Hier sollte dann möglichst die Regenwassernutzung mit integriert werden.
Unabhängig davon gibt es zahlreiche andere Technologien für die Gestaltung der Gebäudehülle. Abgestimmt auf Funktionalität, Wünsche und Begrünungsziele können zum Beispiel eine bodengebundene Begrünung oder Trogbegrünungen eine gute Alternative darstellen. Hierbei werden Gerüstkletterpflanzen vor der Außenwand direkt in den Boden oder in große Tröge gepflanzt und über Rankhilfen mit Stahlseilen oder Ähnlichem an der Fassade entlanggeleitet.
Welche Pflanzen eignen sich für die Fassadenbegrünung der Living Wall?
Die Pflanzenauswahl richtet sich, wie in einem ganz normalen Garten auch, nach der Licht- und Sonneneinstrahlung, nach Pflanzenwuchs, Blütezeit und dem gewünschten Pflanzbild.
Bei der Gestaltungsstruktur unserer Fassade haben wir aufgrund des angrenzenden, überdachten Fußweges zwei Auslegungen für die Pflanzenarten: sonnig und schattig. Somit haben wir von den möglichen 50 verschiedenen Pflanzenarten 32 ausgewählt, um eine Strukturmischung herzustellen. Das Ganze folgt einem Camouflage-Muster. Darin finden sich saisonal blühende Pflanzen wie zum Beispiel Zwerg-Purpurglöckchen und Glockenblumen als Farbtupfer zwischen dauergrünen Farnen und Gräsern.
Video: Fassadenbegrünung im Zeitraffer
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Wie viel Pflege ist notwendig, damit sich die Pflanzen gut entwickeln können?
Nun, Pflanzen sind Lebewesen und müssen regelmäßig gepflegt werden. Für eine gute und dauerhafte Entwicklung unserer Pflanzen sorgt in erster Linie die webbasierte, vollautomatische Bewässerung und Nährstoffversorgung. Natürlich sind auch drei bis vier Pflegegänge im Jahr notwendig, um den Rückschnitt der Pflanzen zu gewährleisten, Unkraut zu entfernen, Nachpflanzungen vorzunehmen sowie, um Bekämpfungsmaßnahmen bei Krankheiten oder Schädlingen durchzuführen. Alles in allem ist der Aufwand für Pflege- und systembedingter Wartung der Wand ähnlich der Qualitätssicherung einer schön gestalteten Gartenarchitektur.
Zahlen und Fakten zur grünen Wand
Im Oktober 2022 war es endlich so weit: Nach zwei Jahren von der Idee und Planung bis hin zum technischen Konzept wurde die Fassade der Wagenhalle auf dem Gelände unserer Hauptverwaltung am Parkgürtel begrünt. Auf 256 Quadratmetern wachsen nun 15.350 Pflanzen. Mit einem stolzen Gewicht: Pro Quadratmeter etwa 125 Kilogramm. Übrigens: Die Kosten für eine Living Wall liegen – je nach Beschaffenheit der vertikalen Fläche – zwischen 750 und 1.000 Euro pro Quadratmeter.