Dafür, dass es im Winter in vielen Kölner Wohnungen kuschelig warm ist, sorgt unter anderem Produktionsleiter Uwe Gottmann im Heizkraftwerk Niehl 3. Von dort aus fließt umweltschonend produzierte Fernwärme in Kölner Haushalte. Ein Besuch in Kölns größtem „Schnellkochtopf“.
Eine warme Wohnung im kalten Winter - klar, ist doch selbstverständlich! Aber: Wer steckt dahinter? Zum Beispiel Uwe Gottmann (52). Sein Job: Produktionsleiter im Kraftwerk Niehl, gelegen am Hafen. Ein Vorzeigeobjekt. Es produziert nämlich Strom und Wärme, ist also effizient und umweltfreundlich. Das sogenannte Werk 3 – so funktioniert es: Gefilterte Luft und Erdgas werden in eine Gasturbine geleitet und gezündet. Über 1400 Grad heiße Verbrennungsgase treiben eine 281 Megawatt starke Turbine an, die über einen Generator Strom erzeugt. Das etwa 580 Grad heiße Abgas der Gasturbine treibt wiederum eine Dampfturbine an. Die liefert neben 146 Megawatt elektrischer Leistung bis zu 256 Megawatt Wärmeenergie.
Mit dieser Wärme wird Wasser auf bis zu 130 Grad erhitzt. Das Wasser wird dann mit gewaltigen 11 Bar Druck (nur so bleibt es flüssig) durch große Leitungen in die verschiedenen Stadtteile gepumpt. So versorgen Uwe Gottmann und seine Kollegen die Innenstadt und durch Tunnel unter dem Rhein hindurch auch Deutz mit kuscheliger Wärme auch an den kältesten Wintertagen.
Insgesamt kann das Kraftwerk bis zu eine Million Haushalte mit Strom und 50.000 Gebäude mit Wärme versorgen. Im Volllastbetrieb verbraucht das Kraftwerk dafür bis zu 80.000 Kubikmeter Gas und 2 Millionen Kubikmeter Luft – und das pro Stunde. „Hier kommt die Wärme ins Netz“, erklärt Gottmann. Stolz nennt er den Brennstoffnutzungsgrad: „Wir schaffen hier 86 bis 90 Prozent. Das macht uns zu einer der modernsten Anlagen am Markt.“ Laut Rheinenergie benötigt Niehl 3 damit ein Drittel weniger Erdgas als der Durchschnitt der weltweiten Gaswerke.
Der Leitstand ist Gehirn und Kommandobrücke des Kraftwerks. Hier führt Schichtleiter Dirk Bruns (52) das Ganze. „Von hier aus steuern wir das Kraftwerk.“ Damit sich kein Krimineller von draußen ins Kraftwerk reinhacken kann, „ist unsere Steuerungssoftware physisch vom Internet getrennt.“ „Wenn Hersteller zur Wartung auf unsere Systeme zugreifen wollen, müssen sie erst hier anrufen“, berichtet Bruns. „Ansonsten haben wir den Stecker zum Internet gezogen.“ Dass es im Leitstand ruhig zugeht, stört Bruns nicht: „Solange die Jungs ruhig vor den Monitoren sitzen, weiß ich, dass alles in Ordnung ist.“
Neues Pilotprojekt
Dafür, dass die Wärme auch beim Kunden ankommt, sorgt unter anderem Projektleiter Marco Cottouri (48). Mit seinem Bautrupp verlegt er in einem Pilotprojekt auf 600 Metern Länge neue Fernwärmerohre auf dem Gelände des Ex- Güterbahnhofs Ehrenfeld. „Hier soll ein neues Quartier entstehen und wir verlegen die Leitung, bevor die Straße gebaut wird“, sagt Cottouri, der mit seinen Arbeitsschuhen bis zu den Knöcheln im Schlamm steht. Die Zeit drängt, im Januar soll er hier fertig sein.
Dafür, dass die Wärme auch beim Kunden ankommt, sorgt unter anderem Projektleiter Marco Cottouri (48). Mit seinem Bautrupp verlegt er in einem Pilotprojekt auf 600 Metern Länge neue Fernwärmerohre auf dem Gelände des Ex- Güterbahnhofs Ehrenfeld. „Hier soll ein neues Quartier entstehen und wir verlegen die Leitung, bevor die Straße gebaut wird“, sagt Cottouri, der mit seinen Arbeitsschuhen bis zu den Knöcheln im Schlamm steht. Die Zeit drängt, im Januar soll er hier fertig sein.
Mit seinem Bagger wuchtet Giovanni Zarbo (53) die langen Röhren in einen vorher ausgehobenen Graben. Hier werden sie auf Sandsäcken abgelegt, damit Steine sie nicht beschädigen können. „Wir müssen hier bei jedem Wetter ran“, lacht der 53-Jährige, der vor 31 Jahren als Bauhelfer anfing.
Druck wie im Schnellkochtopf
Wenn die Leitungen erstmal liegen, ist Reinhold Fastabend (62) als Leiter Fernwärmebetrieb am Zug: „Wir gehen bis zu den Kunden in den Keller. Aus Sicherheitsgründen dürfen nur meine Leute den Anschluss selbst vornehmen.“ Denn der Druck in dem mit bis zu 130 Grad „warmem“ Wasser macht das Ganze so explosiv wie einen Schnellkochtopf.
Dieser Beitrag stammt von Jan H. Stellmacher und ist zuerst auf express.de erschienen.