Wenn wir Kölner uns nach ein wenig Grün in der grauen Stadt sehnen, gehen wir in den Stadtwald, den Park oder fahren in die Eifel. Für Bewohner zweier Hochhäuser im Zentrum der Industriestadt Mailand ist es noch einfacher, ihre grüne Sehnsucht zu stillen: Sie müssen nur aus dem Fenster schauen (Foto: Paolo Rosselli).
Vor ihren Fenstern wachsen auf unterschiedlich großen, weit vorspringenden Balkonen rund 800 große und kleine Bäume sowie fast 20.000 andere Pflanzen, Büsche und Bodendecker – ein innerstädtisches Ökosystem, in dem so viel Grün wächst, wie sonst in einem Hektar Wald. Kein Wunder, dass das Gebäudeensemble unweit des Mailänder Bahnhofs weltweit als Vorzeigeprojekt für nachhaltige Architektur gilt.
100 % ökologisches Wohnen in der Großstadt
Entworfen hat es das Mailänder Architekturbüro Stefano Boeri, das dafür 2014 mit dem Internationalen Hochhauspreis ausgezeichnet wurde. „Metropolitane Wiederbewaldung“ nennt Boeri sein Konzept. Mit seinem Vertikalen Wald möchte er ein urbanes Ökosystem schaffen, das nicht nur den Hochhaus-Bewohnern ein nachhaltiges und natürliches Wohnen ermöglicht, sondern auch die biologische Vielfalt in die Stadt zurückholen. So sollen Vögel und Insekten angelockt werden, die sich in Großstädten normalerweise nicht ganz so wohl fühlen.
Video: ZDF aspekte zum Internationalen Hochhaus Preis 2014
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Jede der 113 Wohnungen, die sich auf 27 Stockwerke verteilen, hat Zugang zu mindestens einer Terrasse, die mit ihren teilweise neun Meter hohen Bäumen tatsächlich wie ein kleiner Wald anmutet und einen spannenden Kontrast zu den schwarzen Fassaden bildet. Deckenhohe Schiebetüren erweitern den Wohn- und Lebensraum ins Freie. Das Wohnen in den grünen Hochhäusern hat allerdings seinen (stolzen) Preis: Rund 9.000 Euro kostet hier der Quadratmeter Wohnfläche.
Doch dafür leben die Bewohner 100 % ökologisch und profitieren gleich mehrfach davon, dass ihre Häuser einen aktiven Beitrag zur Klimaverbesserung in der Großstadt leisten: Die Pflanzen übernehmen die Funktion einer natürlichen Klimaanlage, da sie durch die Reflektion des Sonnenlichts ein zu starkes Aufheizen der Fassade verhindern und zudem für Schatten auf den Balkonen sorgen. In einer italienischen Stadt ein nicht zu unterschätzender Effekt. Außerdem absorbieren die Pflanzen Straßenlärm, Staub und Schadstoffe und sorgen so für ein angenehmes Mikroklima – drinnen wie draußen.
Nachhaltiger Urlaub im „Bosco Verticale“
Darüber hinaus dürfen sich die Bewohner des Mailänder Dschungels auch über die positive Wirkung auf ihr psychisches Wohlbefinden freuen, denn Grün wirkt stimmungsaufhellend und macht vor allem Stadtmenschen erwiesenermaßen glücklich(er).
Wer Lust hat, die Lebensqualität im Vertikalen Mailänder Wald einmal selbst zu testen, ohne sich gleich eine Wohnung für 9.000 Euro pro Quadratmeter zu kaufen, der kann dort auch Urlaub machen. Miet-Appartements gibt es unter anderem über AirbnB.