Fußball-EM: Zahlen und Fakten zu Energie und Klima

Christian
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Energieverbrauch im Stadion Köln

Der Austragungsort: Das Stadion

Die 51 Spiele der Europameisterschaft werden in zehn deutschen Fußballstadien ausgetragen. Um die Ausrichtung von Spielen bewarben sich zuvor noch deutlich mehr Standorte im Bundesgebiet. Das kleinste EM-Stadion steht in Leipzig und fasst während des Turniers 42000 Menschen, das größte ist das Olympiastadion in Berlin mit einer Kapazität von 70000 Fans. Während eines Spiels werden zwischen 15000 und 25000 kWh Strom benötigt – abhängig von der Stadiongröße und der Besucherzahl, aber auch der Tageszeit und dem Wetter. Zum Vergleich: Ein Privathaushalt verbraucht pro Jahr durchschnittlich 3000 kWh.

Fast 40 Prozent der Energiemenge entfallen auf die Beleuchtung des Stadions, der Außen- und Innenbereiche für Zuschauer sowie des Spielfeldes. Dazu kommen die Displays von Werbebanden und Anzeigetafeln. 25 Prozent werden für Heizen und Kühlen benötigt, 20 Prozent für Gastronomie sowie 10 Prozent für die Sendetechnik der übertragenden TV-Anstalten.

Fußball in den heimischen vier Wänden

Natürlich rechnen die übertragenden Sender auch bei dieser Europameisterschaft mit einem Millionenpublikum vor den heimischen Fernsehgeräten. Bei zurückliegenden Turnieren konnten Netzbetreiber jedenfalls am Stromverbrauch in Privathaushalten deutlich merken, wann die deutsche Mannschaft auf dem Rasen stand. Während der 90 Minuten war der Verbrauch im Vergleich zu denselben Zeiträumen an Tagen ohne Fußball-Übertragung deutlich höher. Interessant: Während die Stromnutzung bei einer deutschen Niederlage direkt nach Abpfiff spürbar abnahm, hielt der hohe Verbrauch nach einem Sieg länger an – es musste offenbar noch gefeiert werden.
Eine ähnliche Dynamik kann man übrigens auch beim Trinkwasser beobachten: Die kollektive Toilettenpause in der Halbzeit ist kein Mythos, denn in der Viertelstunde zwischen den Halbzeiten einer Übertragung steigt der Wasserverbrauch verlässlich an.

Kohlendioxid-Ausstoß während des Turniers

Im Vorfeld des Turniers gab das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz beim Öko-Institut e.V. eine Konzept- und Machbarkeitsstudie für eine „klimaneutrale“ Ausrichtung der Fußball-Europameisterschaft in Auftrag. Die Wissenschaftler errechneten dafür eine Prognose des zu erwartenden Ausstoßes von CO2. Die Untersuchung ergab einen Wert von ca. 490000 t CO2-Äquivalenten für das gesamte Turnier. Das Ergebnis bewegt sich im Rahmen vergleichbarer Fußballgroßveranstaltungen der jüngeren Vergangenheit. Während der letzten, im Jahr 2021 unter Corona-Bedingungen mit einem deutlich geringeren Fanaufkommen in Italien gespielten EM lag der Ausstoß bei etwa 220000 t CO2-Äquivalenten. Fünf Jahre zuvor beim Turnier in Frankreich waren es noch 600000 t CO2-Äquivalente.

Für den Großteil des CO2-Ausstoßes ist der Studie zufolge der Verkehr, vor allem der Flugverkehr internationaler Fans verantwortlich. Auf den weiteren Plätzen folgen die Fanzonen sowie die Übernachtungen der Fußball-Fans. Die An- und Abreise sowie die Übernachtungen der Fans mit Stadion-Ticket verursachen insgesamt knapp 70 Prozent der CO2-Emissionen.

Strategien zur Vermeidung von CO2-Ausstößen

Um CO2-Emissionen zu verringern, setzten die Organisatoren auf Maßnahmen in allen zentralen Handlungsfeldern. Beispielsweise wird beim Catering vollständig auf Einwegverpackungen verzichtet. Einen Fokus bildet der Verkehr: An jedem Austragungsort werden Stadionkarteninhabern kostenlose oder vergünstigte Tickets für die Deutsche Bahn und den öffentlichen Nahverkehr angeboten. Über einen Event Guide auf der Website der UEFA gibt es für jede Stadt zudem nützliche Hinweise, wie man das Stadion einfach und klimaschonend erreichen kann.

Unabhängig vom EM-Turnier wird das Thema Energieeinsparung auch von den gewöhnlichen Nutzern der Stadien, den Profi-Clubs, vorangetrieben. Seit der abgelaufenen Bundesligasaison sind Nachhaltigkeitskriterien verpflichtendes Element der Lizenzvergabe für Clubs der 1. und 2. Bundesliga. Außerdem wurden Energiesparziele für alle Vereine auf die Agenda gehoben. Einige Clubs tun sich bei ihren Bestrebungen, Energie einzusparen, besonders hervor.

  • FSV Mainz 05 gab an, seit 2020 der erste klimaneutrale Verein der Bundesliga zu sein.
  • FC Augsburg Stadion, die 2009 eröffnete WWK-Arena, gilt gemeinhin als erstes klimaneutrales Fußballstadion der Welt. 
  • FC Bayern München hat einige Maßnahmen zur Einsparung von Energie umgesetzt, etwa eine mit Luftwärmepumpen betriebene Rasenheizung, eine stromsparende LED-Rasenbeleuchtung, ein Solardach und eine Drosselung der Außenbeleuchtung des Stadions.
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